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Verfluchung des Kaisers Titus.

Wenn du vortrefflich auch für Spott gesorgt,
Den jene sicher trifft, die dazu reizen.
Ob du hast dem Poeten auch geborgt
Motive, die so triftig sind wie Weizen;
Ob du zerstreut in alle Winde hast
Ein Schandvolk, das ja stets des Hasses Beute,
Ob du befreit von einer schnöden, öden Last,
Ein fruchtbar Land von der verdammten Meute;
Ob du beraubt um Ehr’ und Vaterland
Um Haus und Hof – ja um die letzte Scholle
Gesindel, das gefristet stets von Schand’,
gejagt, gehetzt von seines Schicksals Rolle!
So hast du dennoch, dennoch falsch gebucht
Wenn du zerstreut Verdammte und Verruchte –
Drum sei du selbst verdammt mir und verflucht!
Wenn du vertrieben hast so schwer Verfluchte,
Ob du das öde Vieh dazu gedrängt
Das Leben seicht und gläubig zu verhandeln
In öden Winkeln, Pferchen eingezwängt
Verdammt zum Lästern, Feilschen, Stinken, Tandeln,
Ob dann das Volk der Schmach und Niedrigkeit
Verhöhnt ward und geäfft auf allen Plätzen.
So hat es doch benutzt auch seine Zeit,
Um andre mit demselben Gift zu ätzen.
Ein Blinder selbst, macht es auch andre blind,
Und hemmt den Philosophen uns, den Weisen –
Fliegt da nicht alle Hoffnung in den Wind?
Drum fluch dir noch einmal, unglückseliger Kaiser!

Empfohlene Zitierweise:
Helene von Druskowitz : Pessimistische Kardinalsätze. Herrosé Zimsen Verlag, Wittenberg o. J., Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Pessimistische_Kardinals%C3%A4tze_Druskowitz_Helene_von.djvu/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)