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Gummisohlen über den spiegelglatten Steinboden huschten.

„Hättest du denn keine Angst, durchgehauen zu werden, Mynher Kannitverstahn, wenn du der gordische Knoten wärest und wüßtest, daß Alexander der Große hinter dir her ist?“ spottete die umgekehrte Fledermaus und tippte mit dem Fächer auf des Holländers ernsthafte Nase.

– „Ei, ei, ei, schöne Marquise Fledermaus, der scharfe Geist verrät sich stets,“ – lächelte ein baumlanger „Junker Hans“ mit Schweif und Pferdefuß, – „wie schade, ach wie schade, daß man dich – Füßchen oben – nur als Fledermaus so auf dem Kopfe stehen sehen darf.“

– Jemand stieß ein brüllendes Gelächter aus.

Alle drehten sich um und sahen einen dicken Alten mit breiten Hosen und einem Ochsenkopf. –

– „Ah, der pensionierte Herr Handelsgerichtsvizepräsident hat gelacht,“ meinte trocken der Junker Hans.

*     *     *

Da ertönt dumpfes Läuten, und ein Henker im roten Talar der westfälischen Vehme, – eine erzene Glocke schwingend, stellt sich inmitten des ungeheuren Saales auf – über sein blitzendes Beil gelehnt.

Aus den Nischen und Loggien strömen die Masken herbei: Harlekins, – „Ladies with the rose“, – Menschenfresser, Ibise und gestiefelte Kater, Piquefünf, Chinesinnen, deutsche Dichter mit der Aufschrift: „Nur ein Viertelstündchen“, Don Quixotes und Wallensteinische Reiter, Kolombinen, Bajadèren und Dominos in allen Farben. –

– Der rote Henker verteilt Täfelchen aus Elfenbein mit Goldschrift unter die Menge.

„Ah, Programme für die Vorstellung!!“:

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/130&oldid=- (Version vom 31.7.2018)