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rauscht wie die Brandung, – Länderstrecken verdunsten, – der See ist ein Meer aus glühendem Kupfer geworden, und grüne Flammen hüpfen über dem Krater.

Aus der erstickenden Brust donnert der Herzschlag, und Lala Bulbir Singh fliegt als Geier über die Glut.

– – – Dann ist alles zerbrochen, erstickt, geborsten.

Noch ein Aufflackern klaren Bewußtseins: Aus den Ecken spiegelt die statuenhafte Gestalt Doleschals, seine Augen sind tot, und ein grauenhaftes Lächeln liegt wie eine Maske auf seinem Gesicht. –

Risus sardonius, – das Leichengrinsen – so nannten es die Alten.

Dann schwarze Nacht, ein kalter Windstoß fährt über den Körper. – Eiswogen dringen in die Lungen, und das Schluchzen der Pumpen ist verstummt.

Aus der Ferne klingt die rhythmische Stimme Lala Bulbir Singhs: Doleschal ist nicht tot, er ist in „Samadhi“ – die Verzückung der Propheten! – –

Das alles hatte Dohnas Innerstes unheilbar erschüttert und die Tore seiner Seele erbrochen. –


Ja, wenn es einen Schwachen trifft, wirft es ihn um. –


Und seine Seele ist wund geblieben.
Die Erde werde ihm leicht.

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/118&oldid=- (Version vom 31.7.2018)