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Zwei menschliche Körper mit abgeschnittenen Köpfen lagen zu seinen Füßen, und wir erkannten sehr bald an den Kleidungsstücken die Leichen zweier unserer Sepoys. Es mußte ihr Todesschrei gewesen sein, der so gräßlich zu uns emporgeklungen.

Oberst Sturt und der Dolmetsch warfen sich auf den Fakir, wurden aber von ihm im selben Augenblick an die Wand geschleudert.

Die Kraft, die in dieser abgemergelten Asketengestalt wohnte, schien unbegreiflich, und ehe wir noch zuspringen konnten, hatte der Fliehende bereits den Eingang der Grotte gewonnen.

Hinter dem Opferstein fanden wir die abgeschnittenen Köpfe der beiden Mahratten.“

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Mr. Hargrave Jennings faltete das Manuskript zusammen: „Es fehlt ein Blatt hier, ich werde Ihnen die Geschichte selber zu Ende erzählen:

Der Ausdruck in den Gesichtern der Toten war unbeschreiblich. Mir stockt heute noch der Herzschlag, wenn ich mir das Grauen zurückrufe, das uns damals alle befiel. Furcht kann man es nicht gut nennen, was sich da in den Zügen der Ermordeten ausdrückte, – ein verzerrtes, irrsinniges Lachen schien es. – Die Lippen, – die Nasenflügel emporgezogen, – der Mund weit offen und die Augen, – die Augen – es war fürchterlich; stellen Sie sich vor, die Augen – hervorgequollen – zeigten weder Iris noch Pupille und leuchteten und funkelten in einem Glanze wie der Stein hier an Miß Hunts Ring.

Und wie wir sie dann untersuchten, zeigte es sich, daß sie wirkliche Opale waren.

Auch die spätere chemische Analyse ergab nichts anderes. Auf welche Weise die Augäpfel hatten zu Opalen werden können, wird mir immer ein Rätsel bleiben. Ein hoher Brahmane, den ich einmal fragte,

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)