Gespenstisch glitten schwarze Körper vorüber – mit glühenden Augen und violett aufleuchtenden Flossen. – Nachtfische! – Scheußliche Rochen und Seeteufel, die in der Dunkelheit ihr Wesen treiben, – – – Mordsinnend hinter Schiffstrümmern lauern. –
Scheu und leise, wie Diebe, öffnen die Muscheln ihre Schalen und locken den späten Wanderer auf weichen Pfühl zu grausigem Laster.
In weiter Ferne bellte ein Hundsfisch.
– – – Da zuckt durch die Ulven heller Schein: Eine leuchtende Meduse führt trunkene Zecher heim; – Aalgigerln mit schlumpigen Muränendirnen an der Flosse.
Zwei silbergeschmückte junge Lachse sind stehen geblieben und blicken verächtlich auf die berauschte Schar. Wüster Gesang erschallt:
„In dem grünen Tange – –
hab’ ich sie gefragt,
Ob sie nach mir verlange. – –
Ja, hat sie gesagt.
Drauf hat sie sich gebückt –
und ich hab’ sie gezwickt.
Ach im grünen Tange …“
„No, no, aus dem Weg da, Sö, – Sö Frechlachs – Sö,“ brüllt ein Aal plötzlich. –
Der Silberne fährt auf: „Schweigen Sie! Sie haben’s nötig, „weanerisch“ zu reden, – Glauben wohl, weil Sie das einzige Viech sind, das nicht im Donaugebiet vorkommt.“
„Pst, pst,“ – beschwichtigte sie die Meduse, „schämen Sie sich doch, schauen Sie dorthin!“ –
Alle verstummen und blicken voll Scheu auf einige schmächtige, farblose Gestalten, die sittsam ihres Weges ziehen.
„Lanzettfischchen,“ flüsterte einer.
? ? ? ? ?
– – – O, das sind hohe Herren, – Hofräte, Diplomaten und so; – ja, die sind schon von Geburt
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/091&oldid=- (Version vom 31.7.2018)