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Ein letzter Ruck, und die Dose fiel auseinander.

Wie ein Hagelschauer stoben die weißen Pillen heraus und – leichter als Kork – verschwanden sie blitzschnell in die Höhe.

Erregt stürzte alles durcheinander: „Aufhalten, aufhalten!“

Aber niemand hatte rasch genug zugreifen können. Nur der Seerose war es geglückt, noch eine Pille zu erwischen, die sie schnell in den Mund steckte.

Allgemeiner Unwillen; – am liebsten hätte man die Brüder Scissors geohrfeigt.

„Sie, Barsch, Sie haben wohl auch nicht aufpassen können? – Wozu sind Sie eigentlich Assistent bei mir?!“

War das ein Schimpfen und Keifen! Bloß der Pulp konnte kein Wort herausbringen, hieb nur wütend mit den geballten Fangarmen auf eine Muschel, daß das Perlmutter krachte.

Plötzlich trat Totenstille ein: – Die Seerose!

Der Schlag mußte sie getroffen haben: sie konnte kein Glied rühren. Die Fühler weit von sich gestreckt, wimmerte sie leise.

Mit wichtiger Miene schwamm der Tintenfisch hinzu und begann eine geheimnisvolle Untersuchung. Mit einem Kieselstein schlug er gegen einen oder den andern Fühler oder stach hinein. (Hm, hm, Babynskisches Phänomen, Störung der Pyramidenbahnen.) Nachdem er schließlich mit der Schärfe eines Flossensaumes der Seerose einige Male kreuz und quer über den Bauch gefahren war, – wobei seine Augen einen durchdringenden Blick annahmen, – richtete er sich würdevoll auf und sagte: „Seitenstrangsklerose. – Die Dame ist gelähmt.“

„Ist noch Hilfe? Was glauben Sie? Helfen Sie, helfen Sie, – ich schieß rasch in die Apotheke,“ rief da das gute Seepferd.

„Helfen?! – Herr, sind Sie verrückt? Glauben Sie vielleicht, ich habe Medizin studiert, um Krankheiten

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/089&oldid=- (Version vom 31.7.2018)