sind keine Blumen, – sind satanische Geschöpfe, – Wesen, die nur die Fühlhörner ihrer Gestalt uns zeigen, uns Augen, Lippen, Zungen in sinnbetörenden Farbenwirbeln vortäuschen, daß wir den scheußlichen Vipernleib nicht ahnen sollen, der sich – unsichtbar – todbringend verbirgt im Reiche der Schatten.
Trunken von dem betäubenden Duft traten wir endlich in den Saal zurück.
Der Russe rief uns ein Wort des Abschieds nach. – In Wahrheit ein Abschied, denn der Tod stand hinter ihm. – Eine Kesselexplosion – am nächsten Morgen – zerriß ihn in Atome. – – – – –
Monate waren um, da war sein Bruder Ivan Mercedes Geliebter, ein unzugänglicher, hochmütiger Mensch, der jeden Verkehr mied. – Beide bewohnten die Villa beim Stadttor, – abgeschieden von allen Bekannten, – und lebten nur einer wilden, wahnsinnigen Liebe.
Wer sie so gesehen, wie ich, abends in der Dämmerung durch den Park gehen, aneinandergeschmiegt, sich fast im Flüstertone unterhaltend, weltverloren – keinen Blick für die Umgebung, – der begriff, daß eine übermächtige, unserem Blute fremde Leidenschaft diese beiden Wesen zusammengeschmiedet hielt. – – –
Da – plötzlich – kam die Nachricht, daß auch Ivan verunglückt, bei einer Ballonfahrt, die er scheinbar planlos unternommen, auf rätselhafte Weise aus der Gondel gestürzt sei.
Wir alle dachten, Mercedes werde den Schlag nicht verwinden.
– – Wenige Wochen später – im Frühjahr – fuhr sie in ihrem offenen Wagen an mir vorüber. Kein Zug in dem regungslosen Gesicht sprach von ausgestandenem Schmerze. Mir war, als ob eine ägyptische Bronzestatue, die Hände auf den Knieen ruhend, den Blick in eine andere Welt gerichtet, und
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/083&oldid=- (Version vom 31.7.2018)