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mich einstmals in weiter Vergangenheit –, in einem fernen, fernen Leben, – kalte, starre Schlangenaugen so angeblickt, daß ich es nie mehr vergessen konnte.

Den Kopf hatte sie vorgebeugt, und die phantastischen schwarz und purpur gesprenkelten Blütenzungen eines birmesischen Bulbophyllum waren in ihrem Haar verfangen, wie um neue unerhörte Sünden ihr ins Ohr zu raunen. Damals begriff ich, wie man um solch ein Weib seine Seele geben könne. – – –

– – – Der Russe lag zu ihren Füßen. – Auch er sprach kein Wort. – –

– – – Das Fest war fremdartig – wie die Orchideen selbst – und seltsamer Überraschungen voll. Ein Neger trat durch die Portieren und bot glitzernde Bologneser Tränen in einer Jaspisschale. – Ich sah, wie Mercedes lächelnd dem Russen etwas sagte, – sah, wie er eine Bologneser Träne zwischen die Lippen nahm, lange so hielt und sie dann seiner Geliebten gab. –

In diesem Augenblick schnellte, losgerankt aus dem Dunkel des Blättergewirres, eine riesige Orchidee, – das Gesicht eines Dämons, mit begehrlichen durstigen Lefzen, – ohne Kinn, nur schillernde Augen und ein klaffender, bläulicher Gaumen. Und dieses furchtbare Pflanzengesicht zitterte auf seinem Stengel; wiegte sich wie in bösem Lachen, – auf Mercedes Hände starrend. Mir stand das Herz still, als hätte meine Seele in einen Abgrund geblickt.

Glauben Sie, daß Orchideen denken können? Ich habe in jenem Augenblick gefühlt, daß sie es können, – gefühlt, wie ein Hellsehender fühlt, daß diese phantastischen Blüten über ihre Herrin frohlockten. – Und sie war eine Orchideenkönigin, diese Kreolin mit ihren sinnlichen, roten Lippen, dem leise grünlichen Hautschimmer und dem Haar von der Farbe toten Kupfers. – – – – Nein, nein – Orchideen

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/082&oldid=- (Version vom 31.7.2018)