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Er war schrecklich verhaßt, und anstatt diesen Haß zu verringern, indem er sich landläufigen Ideen angepaßt hätte, stand er stets abseits der Menge und kam alle Augenblicke mit etwas neuem: – Hypnose, Spiritismus, Handlesekunst, ja eines Tages sogar mit einer symbolischen Erklärung des Hamlet. – Das mußte natürlich die guten Bürger aufbringen, und ganz besonders keimende Genies, wie z. B. den Herrn Tewinger vom Tageblatt, der soeben ein Buch unter dem Titel „Wie ich über Shakespeare denke“ herausgeben wollte.

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Und dieser „Dorn im Auge“ war wieder hier und wohnte mit seiner indischen Dienerschaft in der „roten Sonne“.

„Wohl nur vorübergehend?“ forschte ihn ein alter Bekannter aus. –

„Natürlich, – vorübergehend, denn ich kann mein Haus ja erst am 15. August beziehen. – Ich habe mir nämlich ein Haus in der Ferdinandstraße gekauft.“ –

Das Gesicht der Stadt wurde um einige Zoll länger: – Ein Haus in der Ferdinandstraße! – Woher hat dieser Abenteurer das Geld?! –

Und noch dazu eine indische Dienerschaft. – Na, werden ja sehen, wie lange er machen wird! – – –

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Mackintosch hatte natürlich schon wieder etwas Neues: – Eine elektrische Maschinerie, mit der man Goldadern in der Erde sozusagen wittern könne, – eine Art moderner wissenschaftlicher Wünschelrute. –

Die meisten glaubten es selbstverständlich nicht: „Wenn es gut wäre, hätten das doch schon andere erfunden!“

Nicht wegzuleugnen war aber, daß der Amerikaner während der fünf Jahre ungeheuer reich geworden sein mußte, – wenigstens behauptete dies das Auskunftsbureau

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/070&oldid=- (Version vom 31.7.2018)