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kann?“ waren Martins letzte Worte vor dem Schlafengehen gewesen. „Und weißt du noch, welches grauenhafte Entsetzen mich schon als kleines Kind befiel, als ich einmal in der Küche ein blutiges Kalbshirn sah…“

Der Pfarrer konnte nicht schlafen, es lag wie ein erstickender, spukhafter Nebel in dem früher so gemütlichen Zimmer.

Das Neue, das Ungewohnte, – dachte der Pfarrer.

Aber es war nicht das Neue, das Ungewohnte, es war ein anderes, das sein Bruder hereingebracht hatte.

Die Möbel sahen nicht so aus wie sonst, die alten Bilder hingen, als ob sie von unsichtbaren Kräften an die Wände gepreßt würden. Man hatte das bange Ahnen, daß das bloße Ausdenken irgend eines fremden, rätselhaften Gedankens eine ruckweise, unerhörte Veränderung hervorbringen müsse. – Nur nichts Neues denken, – bleibe beim Alten, Alltäglichen, warnt das Innere. Gedanken sind gefährlich wie Blitze!

Martins Abenteuer nach der Schlacht bei Omdurman ging dem Pfarrer nicht aus dem Sinn: wie er in die Hände der Obeahneger gefallen war, die ihn an einen Baum banden – – – – – Der Obizauberer kommt aus seiner Hütte, kniet vor ihm hin und legt noch ein blutiges Menschengehirn auf die Trommel, die eine Sklavin hält.

Jetzt sticht er mit einer langen Nadel in verschiedene Partien dieses Gehirns, und Martin schreit jedesmal wild auf, weil er den Stich im eigenen Kopfe fühlt.

Was hat das zu bedeuten?!

Der Herr erbarme sich seiner!…

Gelähmt an allen Gliedern wurde er damals von englischen Soldaten ins Feldspital gebracht.

*     *     *

Eines Tages fand der Pfarrer seinen Bruder bewußtlos zu Hause vor.

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/054&oldid=- (Version vom 31.7.2018)