vor den Mund getreten sei, wurde beachtet. – – Ja, – wenn er nicht europäischer medicinae doctor wäre! – Wozu aber noch reden, – willst du mitgehen oder nicht, Ottokar, entschließe dich.“
„Gewiß will ich – aber bedenke, wenn man uns erwischt – als Einbrecher! – Der Perser hat einen tadellosen Ruf als Gelehrter! Der bloße Hinweis auf unseren Verdacht ist doch, – weiß Gott, – kein plausibler Grund. – Nimm es mir nicht übel, – ist es wirklich ganz ausgeschlossen, daß du dich irren konntest, als du Axels Stimme vernahmst? – – Fahre nicht auf, Sinclair, bitte, – sage mir noch einmal genau, wie das damals geschah. – Warst du nicht vielleicht schon vorher irgendwie aufgeregt?“ –
„Aber gar keine Spur! – Eine halbe Stunde früher war ich auf dem Hradschin und sah mir wieder einmal die Wenzelskapelle und den Veitsdom an, diese alten fremdartigen Bauten, mit ihren Skulpturen, wie aus geronnenem Blut, die immer von neuem einen so tiefen, unerhörten Eindruck auf unsere Seele machen, – und den Hungerturm und die Alchimistengasse. – Dann ging ich die Schloßstiege herab und bleibe unwillkürlich stehen, da die kleine Türe, die durch die Mauer zum Hause Daraschekohs führt, offen ist. – Im selben Augenblick höre ich deutlich, – es mußte aus dem Fenster herüber tönen – eine Stimme - und ich schwöre einen heiligen Eid darauf: es war Axels Stimme, – rufen: – Eins – – zwei – – drei – – vier. –
Ach Gott, wäre ich doch damals sofort in die Wohnung eingedrungen; – aber ehe ich mich recht besonnen, hatte der türkische Diener Daraschekohs die Mauerpforte zugeschlagen. – Ich sage dir, wir müssen in das Haus – wir müssen. – Was, – wenn Axel wirklich noch lebte! – Schau, – man
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)