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Die schwache Nerven stärkt, und alle Übel heilt.
Allein ein andrer Wunsch erwacht in meiner Brust –

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Soll ich ihn dir gestehn? – Ich fühle größre Lust

Dort hinzureisen, wo du jetzo bist,
Dort, wo Antonie[1] des Landes Wonne ist,
Sie, die im Purpur nicht der Menschheit Werth vergißt,
Sie nur zu sehn, sie dankbar zu verehren,

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Und ihren süßen Ton zu hören,

Mit dem sie liebevoll Trost in die Seelen spricht:
Dies tauscht ich um den Quell der ew’gen Jugend nicht.[2]

  1. Die regierende Frau Herzoginn zu Sachsen-Coburg, Schwester der Königinn von Preussen, Friedrich des Einzigen Wittwe.
  2. Daß die Spanier auf einer von den Lukayischen Inseln in Amerika, unter der Anführung des Ponce de Leon, einen solchen Quell gesucht haben, erzählt Robertson im dritten Buche seiner Geschichte von Amerika, und setzt hinzu, [128] daß die glaubwürdigsten spanischen Geschichtschreiber dieser ausschweifenden Grille ihrer Landesleute erwähnten. – Der Ruf von einem solchen wundersamen Gesundbrunnen hat zu folgendem Ringelgedicht Anlaß gegeben, welches einer unserer angenehmsten Dichter aus dem alten französischen Original nach seiner Art übersetzt, das heißt, verschönert hat:

    Zur rechten Zeit half Rüdiger den Küsten
    Von Frankreich; schlug die Heiden weit und breit
    Mit ihrem Zeug von Widdern und Balisten,
    Und setzete das Reich in Sicherheit.

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    Zuletzt hieß er das Schifflein wieder rüsten,

    Und suchete den Quell, der uns erneut;
    Erreicht’ ihn auch, vom Tode schon bedräut,
    In einem Hain, wo weiße Spatzen nisten,
    Zur rechten Zeit.

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    Er taucht’, und wusch die abgelebten Glieder:

    Sie glänzeten in Jugendschönheit wieder;
    Sein kaltes Herz ward lauter Fröhlichkeit.

    Fürstinnen sind in meinem Land’ und Schönen,
    Die wimmern itzt nach diesem Quell mit Thränen.

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    Sein Wunderthau käm’ ihnen, außer Streit,

    Zur rechten Zeit.

    Vermischte Gedichte von Joh. Nik. Götz, III. Theil S. 138.

    Man sehe auch Lichtwehrs Fabel in Ramlers Fabellese, im I. Theil S. 68.

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_162.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)