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Kann dieß; allein das Weib, aus schwächerm Stoff gewebet,
Fühlt, doppelt reizbar, jede Qual,
Die die Natur für sie bereitet,
Und die mein theurer Diez als Held und Mann bestreitet.

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O, Freund der Wahrheit und Natur!

Die Praktik deiner Weisheitslehre
Macht dir und macht der Menschheit Ehre.
Die Göttinn unsrer Tage, die Kultur,
Die manches Gift uns Sterblichen bereitet,

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Die nimmer müde wird, stets unsre Ruhe stört,

Den Thoren oft, den Weisen oft bethört,
Und, gleich dem Briareûs, mit hundert Händen streitet,
Ist nie das Opfer werth, das wir mit Sklavensinn
Der launenvollen Göttinn bringen.

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Gewohnheit, heißt der Riese, der uns zähmt,

Der selbst die Kraft der ersten Seele lähmt,

Empfohlene Zitierweise:
Susanne von Bandemer: Neue vermischte Gedichte. Berlin, 1802, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_vermischte_Gedichte_(Bandemer)_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)