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Zügen, wie mit Tusch ins Gigantenhafte skizziert. Nur die Augen dringen aus dieser schwarzen, colossalen Masse, diese lauernden, in grünlichem Schimmer phosphorescierenden Augen. Und er reckt sich und dehnt sich und reißt den leuchtenden Mond vom Himmel und zerdrückt ihn mit seinen Riesenarmen zu Milliarden von Funkelbüscheln. Auf seinen Wink wächst und schwillt der ungeheure, unreine, blutige Brand. Die Straße ist verschwunden, alle Häuser, alle Dächer und Bäume versinken in diesem nagenden, fressenden Meer. Ich allein, zum Astralleib verbrannt, schwebe rein über dem Qualm. Ich rette das heilige Agni. Ich selbst bin es. Ich, die reine Flamme.

Muspilli! Muspilli!

Am andern Horizont, dem schwarzen Titanen gegenüber steigt aus einem blauen Dunst die Midgardschlange mit flammendem Rachen und speit Feuer und Rauch durch die Luft.

Der alte Wotan will mit seinem Mantel den Brand ersticken, aber es versengt ihm der Bart, und hinter seinem Rücken zerfällt Asgard zu Asche.

So hat er kein Heim mehr.

Und Hugin und Munin, die undankbaren Raben, fliegen davon.


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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/143&oldid=- (Version vom 31.7.2018)