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Ich war nicht andächtig, aber ich mußte doch beten:

Ich danke dir für die Kraft und den Muth, welchen du mir gabst, du Fürst der Schmerzen. Ich danke dir für den Stolz, der jetzt meine Brust hebt und für die unbeschreibliche Wollust der größten Stunde meines Lebens, der Stunde, in der ich Leben vernichtete. Ich mag im kindischen Zeugungstaumel schon Leben geschaffen haben. Aber was ist das gegen die Vernichtung! Leben schaffen heißt arbeiten für den Tod, Leben zerstören heißt Raum machen für neues Leben. Ich habe nichts, was ich dir für diese Gloriole, die du mir ums Haupt wobst, darbringen könnte, so opfere ich dir denn diese Stunde selbst, und diesen Mord und all sein Blut mit dem lieblichen Duft auf. Laß es dir angenehm sein, und nimm es hin, der du gesagt hast: „Dies ist mein Leib und dies ist mein Blut, trinket davon!“ Ich strecke dir meiner beiden Hände Schalen entgegen, die noch vom Blute dampfen wie Weihrauchkessel. Denn dein ist die Welt und das Reich und die Herrlichkeit. Amen.

Und vor mir stand Christus mit einem heilig-frohen Lächeln, ganz nackt, den Dornkranz auf, die Brust, die Lenden, den Rücken zerfleischt. Stromweise rann das Blut an ihm hernieder. Und er trug

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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/131&oldid=- (Version vom 31.7.2018)