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Murillo-Kopfes war von der Farbe des gebeizten Ebenholzes, eine tief-dunkle Bronce. Seine frauenhaft zarten, weißen Hände hatten soeben die äußere Untersuchung beendet:

„Ich kann Ihnen nur Ruhe empfehlen, Ruhe und wieder Ruhe, und eine Lebensweise, die derjenigen, welche Sie bis jetzt geführt haben, völlig entgegengesetzt ist. Ich glaube, daß eine plötzliche Änderung, aber auch nur eine plötzliche, Sie vor schweren Rückenmarks-Complicationen retten kann. Ich bin keiner der Ärzte, die dem an Nicotinvergiftung erkrankten Raucher Tabak, dem Gewohnheits-Säufer Alkohol, dem Wüstling Weiber verordnen.“

Ich hatte ein paar Semester Medicin studiert, und konnte mir das ganze Bild jener entsetzlichen Krankheit, welche die Ärzte Rückenmarks-Paralyse nennen, vorstellen. Ich fühlte das unheimlich Schleichende der Krankheit, sah mich im Geiste jahrelang im Lehnstuhl an Händen und Füßen gelähmt, mit schwerer Zunge nur halbverständliche Worte stammelnd.

So ward ich denn am heiligen Abend und den Rest des ganzen Jahres von jener fürchterlichen Vorstellung gepeinigt. Meine Qual war blutig grausam.


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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/045&oldid=- (Version vom 31.7.2018)