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auf dem eine neue, große, wilde Zuneigung hatte reifen können, sei’s eine Liebe, sei’s eine Freundschaft. Aber es war etwas ganz anderes. Das Vorgefühl der jämmerlichen Decadence, das instinctive Bewußtsein, daß dieses Gefühlsleben in uns Beiden an seiner allzu großen Üppigkeit ersticken werde. Vielleicht hätte eine heroische Selbstüberwindung geholfen, ein Selbstaufgeben. Aber dazu war ich zu schwach. Und von Ernst kam nicht der leiseste Anstoß. Ich fieng an, gereizt zu werden. Kleinigkeiten, harmlose Neckereien von seiner Seite verletzten mich öfters, zwar nur vorübergehend und nicht tief, allein sie verletzten doch.

Ernst hatte noch einige andere Freunde, mit denen er viel, mitunter mehr als mit mir, verkehrte. Das genierte mich wenig oder gar nicht. Eifersüchtig wie ein Gymnasiast war ich ja nicht, und außerdem trennte uns dieser Verkehr, wenn ich wollte, nicht eine Minute. Denn es war ebenso gut mein Kreis wie der seine, nur daß er ihn häufiger frequentierte. Die Vormittage brachte er bei einem jungen Juristen, Franz Fontana, zu, einem jener früh verbummelten Halbtalente, die dummen oder gutmüthigen, leichtlebigen Jungens schauderhaft imponieren können. Dieser Fontana, den mir zuerst Ernst vorgestellt

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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/031&oldid=- (Version vom 31.7.2018)