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Hertzogthumb Zweybrücken; Vnd vom Abend das Hertzogthumb Lützenburg. Ist an etlichen Orthen vbel gebawet / aber gegen dem Rhein / vnnd der Mosel / ziemlich fruchtbar. Sonderlich ist es ein gutes Fischland; vnnd hat zween grosse / den Vlmer- vnnd Laichener / See / in welchen schöne Stein / so den Smaragden / vnnd Hyacinthen / sich vergleichen / gefunden werden. Es gibt auch herrliche Ertz- Silber- Bley- vnnd Eisengruben; wie auch Gesund-Bäder / für allerley Kranckheiten darinn: Item / Sauerbrunnen / deren einer bey der Statt Trier / so dem Magen gar dienlich / vnd anmuhtig zutrincken: Ingleichem ein Meil Wegs von der Statt / an der Mosel / im Dorff Longwick / vnnd sonsten hin vnnd wider zwischen Trier / vnnd Coblentz. Hergegen ist der Lufft trüb / vnd was vngesund: Es hat da grosse dicke Wälder / nicht allein vnterhalb Trier / gegen dem Fluß Naha; sondern auch oberhalb / vnnd an dem Wasser Sura. Dann es wird hieher die Eyffel: (wiewol solche Landschafft auch andere Herrn zum theil hat;) Item / die Graff- vnnd Herrschafften / Manderscheid / Bilstein / Vlm / vnnd andere mehr / gerechnet. So ligen auch herumb die Graffschafften Blanckenheim / Arnsberg / Nuenar / Reifferscheid / vnnd andere: Item / der Arduenner / sonsten Eider- vnd Eberswald genannt. Vnd hat dieses Ertzbisthumb Trier / schöne Güter / von welchen zum theil / sonderlich den Schlössern / allbereit oben geredt worden; zum theil jetzt hernach folgen thut; als da seyn:


Bern-Castel / vom Frehero in seinem Commentario vber Ausonii Mosellam, am eylfften Blat / Castellum Tabernatum, vnnd vielleicht vor Zeiten Tabernae, genannt / Statt / vnd Schloß / zwischen Veldentz / vnnd Trarbach / an der Mosel / gelegen / davon in der Trierischen Chronick stehet / daß Bischoff Heinrich von Finstingen / Anno 1277. das Schloß zu Berin-Castell gebawet / vnd Bischoff Beomundus von Warnesberg / so Anno 1299. gestorben / dasselbe mit Sälen / Cammern / Mauren / Thürnen / vnnd Brustwehren / auch vnderschiedlichen bequemen Gebäwen / gezieret; vnnd vom Keyser Rudolpho, durch Bitt / erlangt habe / daß er Berin-Castell / oder Bern-Castell / auß Königlicher Macht / mit der Freyheit begabt habe; wie sonsten die Königliche Magnificentz / die Stätte in die Freyheit zusetzen pflege. G. Braun schreibet im fünfften Theil seines Stättbuchs / daß die Privilegia, so gemelter Bischoff Boemundus diesem Ort geben / von den Keysern Rudolpho, Adolpho, vnd Alberto, seyen confirmiert worden: Vnd sagt: Daß diese Statt vmbs Jahr Christi 1000. in einen Beruff zukommen angefangen / als Bischoff Poppo von Trier / die Strassenräuber von dannen vertrieben / den Ort zerstöret / vnnd vertilget habe. Bey Regierung Keysers Friderici I. seye er von dem Graffen von Castel eingenommen / vnnd durch Erbawung eines Schlosses / bevestiget worden: So aber bald widerumb Bischoff Johannes von Trier / erobert / vnd den Schaden / so in währender Belägerung / die Gebäw bekommen / ersetzet / vnd also Bern-Castel im Flor biß auffs Jahr 1277. gestanden; zu welcher Zeit / da das Schloß wider zufallen anfienge / Bischoff Henricus, wie oben gemelt / Hand angelegt habe. Es ligt diese Statt gar bequem; hat auch einen herrlichen Weinwachs; daher sie von den Kauffleuten / vnd benachbarten Völckern / fleissig besucht wird. Vor kurtzer Zeit / vnd nach dem Tod Hertzog Bernhards von Sachsen Weymar / kam Bern-Castel in seiner Völcker Gewalt; wie Thomas Carve part. 2. Itiner. pag. 144. schreibet. Wird sonsten in diesem Krieg viel erlitten haben / ob schon solches nicht auffgezeichnet worden seyn mag.


Boppart / oder Poppart / vier Meil oberhalb Coblentz / am Rhein / vnd gar wol gelegen / daher auch / vnd wegen deß guten Ports / oder Schiffhafens / diesem Ort der Name kommen solle; wie theils vermeynen: Andere aber wollen / daß er der alten Bodobrica, Boudobrica, oder Bodobriga sey / vnd dahero diesen geradbrechten Namen noch biß daher behalten habe; vnd solcher sonders zweiffels / eines auß den fünfftzig Castellen seye / so Drusus am Rhein erbawet; wie dieses noch an den vberauß alten viereckichten Gebäwen / vnnd den runden Vestungen in den Mauren (die doch nicht höher / als die Mauren / ohne Thürn / vnd oben her eben seyn / vnd darzu alle gleich weit von einander stehen) klärlich zusehen.

Keyser Heinrich der Siebende / hat diese lustige / vnd vorhin geweste Reichs-Statt / seinem Bruder Balduino, Ertzbischoffen zu Trier / versetzt / welcher / als sie ihme nicht wolte gehorsam seyn / dieselbe mit grossem Gewalt angriffen / die Thor zerbrochen / vnnd einen Theil der Statt / mit der Vorstatt angezündet; welches gleichwol wider seinen Willen geschehen; daher die von Boppart ihme / vnnd seiner Kirchen / ewigen Gehorsam / vnd Trew geschworen / vnd ihren Rechten / Freyheiten / vnd Privilegien renunciert: Vnd als sie Anno 1494. wider heimlich vnderschiedliche Privilegia, zu Schmälerung deß Ertzbischoffs Rechts / außgebracht / hat Ertzbischoff Johannes, ein Marggraff von Baden / die Statt abermals belägert / vnnd sie ihme zu huldigen / vnd zu schwören / gezwungen, die aber wider gewichen ist; wie in der Trierischen Chronick / im fünffzehenden Theil / am 208. Blat stehet. Anderswo wird gelesen / daß gedachter Ertzbischoff Balduinus, allhie ein Schloß erbawet / vnd den Zoll angerichtet habe; deßwegen auch diese Statt den Reysenden sonderlich bekant ist. Vor die fürnembste Kirch wird die zu S. Severo gehalten / so Sauer am 255. Blat / zu S. Severin nennet. Im Carmeliten Kloster sollen viel grosse Herrn / vnd Edelleut / begraben ligen. Besihe / was Freher. part. 2. Origin. Palat. cap. 2 von Reliquien eines Königlichen Pallasts bey dieser Statt / so man deß Königs

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Matthäus Merian: Topographia Colonia et al.. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1646, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Mainz_Trier_K%C3%B6ln_055.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)