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Trier.

Es wird diese weit-berühmbte Statt Lateinisch Treverorum civitas, Treveri, Treveris et Augusta Treverorum genannt / so man vnter allen Stätten in der gantzen Welt / für die ältiste helt / die vor Rom 1250. Jahr gestanden / vnd ihren Anfang im sechtzehenden Jahr deß Alters Abrahami, vnnd sieben der Königin Semiramidis, nach Erschaffung der Welt 1966. vnd nach der Sündflut / 310. von dem Tod Noae 39. genommen haben solle; wiewol auff solche alte Sachen nicht allwegen gewiß zugehen ist. Wilhelmus Kyriander, dieser Statt weyland Syndicus, hat von besagtem Jahr 1966. biß auff seine Zeit / die Historien solcher Statt beschrieben / so Anfangs zu Zweybrücken gedruckt / folgends Anno 1619. wider nachgedruckt worden seyn; welcher dann zu seinem Beweiß nicht allein die Trierischen Scribenten; sondern auch den Abbt von Vrsperg: Item / Sigebertum, Gotfridum Viterbiensem, Othonein Frisingensem, Aeneam Sylvium, Nauclerum, Albertum Crantzium, Munsterum, vnd Andream Althamerum, welche alle wollen / daß Trebeta, deß Nini Sohn / vnd besagter Semiramidis Stieff-Sohn / so von ihr / der Stieff-Mutter / vnnd auß seinem Väterlichen Königreich Babylonien / geflohen / dieselbe Anfangs erbawet habe: Von welchem Alter auch etwas in Topographia Helvetiae, bey Solothurn / gesagt worden ist. Sie war vor Zeiten gar groß; heutiges Tags aber / ist sie enger eingezogen / dardurch das Wässerlein Olevia, die Weberbach / mitten rinnet: Vnd hat gleichwol mehr Kirchen / wie man darfür helt / als ein einige andere Statt Teutschlands / so ihrer Grösse ist. Sie ligt schön an der Mosel / zwischen zween Bergen / als zwo Warten / oder Lug ins Land; vnnd wird die Höhe / so von Auffgang der Sonnen herein reychet / deß Martis, vnnd die vom Nidergang Apollinis-Berg / vnnd der daran vnten ligende Flecken / auch noch vom Apolline genannt. Vnd ist kein Zweiffel / es seye die Ebne / so vnter dem besagten Martis-Berg ligt / vnnd zu welcher man durch die Martis, jetzt Simeons / ins gemein Simeres-Pfort gehet / Campus Martis vor Zeiten genant worden. Dann nicht allein Tacitus dieser Statt offt gedencket; sondern sie ist auch / wegen ihres Ansehens / Gewalts / vnd daß sie zun Zeiten Keysers Constantii, die gröste Statt disseits der Alpen gewesen / das andere Rom / allerhand Römischen Gebäwen / vnnd Sachen / halber / vnd ein ansehenliche der Keyser / so sich offt allhie auffgehalten haben / Wohnung / von Marcellino, genannt worden; allda ein herrliche Schul gewesen: Folgends auch sich die Frantzösische Könige gern befunden haben. Vnd seyn / neben besagter Simeres Pfort / vnd Kirchen / auch sonsten noch etliche alte Sachen allhie zusehen / als die Alde-Pfort / vor Zeiten Porta Alba genant; da die alte Burg / vor Jahren Arx Alba geheissen / gestanden; die herrliche Brück vber die Mosel / mit sehr alten Pfeilern / vnnd Säulen: Item / zween hohe Thürn / neben S. Barbara wunderlichen Bawes; ein Theil von dem Amphitheatro vor der Alde-Pfort / so man ins gemein Catholdi Solium, vnnd Keiskeller nennet / da sehr grosses alt zerfallenes Gemäwer / welches / wie ein Berg / die Gebäw darunter bedecket: Item / die Pfaltz / oder Paltz / das ist / deß Churfürsten Pallast (so vor Zeiten der Pfaltzgraffen Sitz gewesen) in der Statt / vnd die gröste Kirch / da vor Zeiten S. Helenae Hauß gestanden; vnnd andere sehr alte vberbliebene Sachen mehr; so nach der letzten / durch die Nordmannen / erlittenen Niderlag / noch stehen: Vnd von denselben auch deß Freheri notae in Ausonii Mosellam, in addendis, zu lesen seyn. Dann / ob sie wol hernach nicht mehr so ansehenlich gewesen / als zuvor / da ihr fünff vornehme Stätte am Rheinstrom / mit vielem Lande / vnterwürffig waren; wie hievon / wie sie zugenommen / vnd vor Alters regiert worden: Item / was bey der Römer Regierung / von C. Julii Caesaris Zeiten an / biß auff den Tod Keysers Constantini M. da vorgangen: Item / von ihrer / vnd der alten Gallier Religion / neben vielen andern / auch Dionysius Strator, Jacobus de Guisa, vnd Lucius Tungrensis, geschrieben haben: So ist sie doch noch berühmbt / vnnd jederzeit wol bewohnt geblieben. Dann das Land herumb gut ist / auch Weinwachs /

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Matthäus Merian: Topographia Colonia et al.. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1646, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Mainz_Trier_K%C3%B6ln_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)