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III.
Die Wallisser.

Endlich / so machen das dritte Hauptvolck der Eydgenoßschafft / die Vallesiani, Valesij, oder Wallisser / so in dem Thal wohnen / dadurch der Rhodanus, oder die Rosne laufft / so bey ihnen entspringen thut / biß er in den Genffer See kommet. Die Wallisser haben erst zu Keysers Augusti Zeiten vnter die Römer können gezwungen werden: Bey Keysers Honorii Regierung aber / haben die Burgundier einen Einfall in Gallien gethan / dardurch sie die Viberos, neben vielen andern vmbligenden Landschafften / den Römern entzogen / vnd ihrem allda new auffgerichtem Reich einverleibet haben. Vnter den Burgundischen Königen seynd die angezogene Viberi, wie auch die an sie stossend Seduni, vnd besser hinunten gelegene Veragri, samptlich vnter einen Namen verfast / vnd Vallesij, oder Vallesiani, das ist / Thalleut / auch ihr Landschafft vom Vrsprung deß Rhodans / dannen biß an die Clausen zu S. Moritz / einfältiglich Vallis, das ist / Thal genannt worden. Die Regierung vber dieses Thal ist / bey den Burgundiern / in die 120. Jahr gestanden / darnach an die Fränckische König kommen / von denselbigen an das Teutsche Keyserthumb / (darzwischen aber die newen Burgundischen König sich deß Landes angemasset /) biß endlich die Praefectur dem Bischoff zu Sitten verblieben. Es ist aber angedeutes Thal / ein lang vnd nschmal Geländ / so gegen Auffgang das Land Vri / gegen Mittag das Eschenthal / vnd Augstthal / gegen Niedergang das Savoisch Land / vnd den Genffer See / vnnd gegen Mittnacht die Helvetische Thäler / als Haßlethal / Frütinger / Sieben-Sanenthal / etc. hat Seine Länge / von dem Fuß deß Bergs Furca, biß zu Sanct Moritzen hinab / ist 16. gemeiner Teutscher Meilen / oder 32. Stund / oder 4. geringe Tagreysen zu Fuß. Es ist diß Wallis mit den höchsten Bergen vmbgeben; Vnd hat gleichwol Getraid / Weinwachs / allerley Thier / Früchte / Bergwerck / Gesundbäder / etc. vnd ist sonderlich das Leuckerbad / oder Aquae Leucinae, berümbt / so ein Meyl Wegs von dem Marckt- vnnd Hauptflecken der fünfften Gemein in OberWallis / Leuck / oder Leuca, ein Meyl Wegs / zu hinderst an dem Gemmiberg gelegen / ein köstliches warmes Wasser / Lateinisch Aquae Leucinae genant: Ist gar ein lustig Wasser / so keinen Schwefel / sondern die Natur deß Kupffers / vnd Ertzes hat; vnd so heiß ist / daß man Eyer darinn sieden kan. Es dienet dem dunckeln Gesicht / vnnd trieffenden Augen; hilfft dem krämpfigen Geäder; ist wider das schweissen der Nasen / dienet der schwachen Lungen / vnd dem blöden Magen / stärckt die däuige Krafft / vnd erweckt den Appetit. Es hilfft auch den Miltzwehe / den Lebersüchtigen / vnd heilt die böse blaterige Schenckel. Ist nutz den Podagrämischen / vnnd denen / so zerbrochene Bäyn / vnd Glieder / haben; vnd die ihre Glieder vor lähme nicht brauchen mögen / oder sonsten schwache Nerven / vnnd Adern / haben. So dient es wol den Wassersüchtigen / vnd denen / die mit dem Nieren Sand beschwert sind; deßgleichen denen / so Stein in Blattern / oder Blasen haben. Es laxiert den Leib / so man es trincket / vnd nimbt hinweg die alten blaterigen Schäden an den Schenckeln / vnnd so ein Schad nicht wol geheilet wäre / bricht er in diesem Bad wiederumb auff / vnnd heilt darnach vollkommlich. Vnd wiewol der gedachte Fleck Leuck etwas hoch / an einem

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Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_087.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)