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von den Rhaetis, biß zu den Lepontiern / an die höchsten Alpes, die man den Gotthart heisse: Vnd dieser Strich werde in gemein / von den Alten / Alpes Adulae genant / darin der Rhein an zweyen Enden / zwischen den Alpen Julien / vnnd dem Gotthart / entspringe. Vnd diese Alpes Adulae hätten auch mancherley Nahmen / in deme Sie der Vrscheler / der Vogel / vnd der Luckmanier / geheissen würden. Vnnd werde der Vogel / da der hinder Rhein entspringt / Culmen de Occello, oder Colmen de Sant Bernardino, vnd der Luckmanier Lucumonis mons genant / auff welchen / gegen Niedergang / der Gotthart folge: Die Landleuth beym Vrsprung beyder Rhein / vmb den Vogel / vnd Luckmanier / seyen rechte Lepontier / diß Orts den Graubüntern vnterthan. Vnd dieses sagen Sie. Leonhart Thurneiser meldet / der Rhein habe vier fürnehme Quellen / namblich der hinder zwey / vnd der vorder auch zwey. Deß hindern Rheins zwey Quellen kommen bey dem Flecken Reinwald zusammen / vnd lauffen auff Thusis zu; zwischen welchem Ort / vnnd der Statt Chur / beyde / der vorder / vnnd hinder Rhein / zusammen kommen / vnnd mit einander ihren lauff nach Rheineck / vnd in den Bodensee; auß demselben aber auff Basel zu / vnd dann ferners nach dem Niederland / vnd ins Meer nehmen.


Fürstenberg /

Eine Veste an der Etsch / im Vinstgöw / ob Glurens hinauff gelegen / vnd dem Bistumb Chur zuständig.


Jant / Ilantz / Iliantum.

Ist das obrist Stättlein in Rhaetia, am vordern Arm deß Rheins / bey einer grossen Meyl Wegs vnder Ringkenberg. Führet zu einem Wappen im Schild ein Cron / dardurch der Rhein laufft / damit anzuzeigen / daß es das Oberst / vnnd gleichsam ein Cron deß Rheins ist. Ein alter Platz / vnd Chur Welscher Spraach. Zun Zeiten Käysers Caroli IV. ist die Statt Ilantz / oder Jant / vbel verhergt worden. Gulerus in Rhaetia. Allhie seyn Anno 1561. auff dem Landtag / die Jesuiter nicht zugedulden / neben andern / Gesätz gemacht worden / so man Anno 1600. widerholet hat / vnnd seyn sie hierauff Anno 1612. auff ewig proscribiert worden / damit der Status Politicus in Rhaetien nicht vervnrühiget würde / wie Fortunatus Sprecherus, in Chronico Rhaetiae p. 171. et pag. 187. meldet / der auch am 202. Blat schreibet: Daß Ilantz vnter den Stätten am Rhein zu oberst lige / allda nit allein die Gemeinde / die Grub genannt / allezeit / sondern auch der Obere grawe Bund offtmals / vnd dann alle drey Bünd in der Ordnung ihre Zusammenkunfften / vnd Täg halten. Anno 1484. sey Ilantz erbärmlich / vnd mit vnwiderbringlichem Schaden zu Grund durch Fewer gangen / von welcher Zeit an / die Thor vnnd eingefallene Mauren in den Aschen ligen. Es haben die von Ilantz in etlichen geringen Sachen ihr Burgergericht / sonsten aber mit den andern Benachbarten ihrer Gemeind / thun sie die offentliche Sachen verrichten. Es gehöret nach Ilantz / Flond / vnd Straden.


Mals /

Am Etschland / im Vinstgöw / so sampt dem Münsterthal im Etschland / dem Gottshauß Bunde / in Graubünten / gegeben wird. Ist Churwelscher Spraach / vnd hat die Malser Heyde davon den Namen.


Meyenfeld /

Ein Stättlein vnd Schloß in dem dritten Bund / oder der Zehen Gerichte / vnter dem Dorff Malans am Rhein / bey einer Stund Fußwegs / vor dem Prettigau herauß / vnter dem Außgang der Lanquart / vnd vor dem Schweitzerischen / vnd nach Sargans gehörigen vornehmen Dorff / Ragaz / vber am Rhein / vnd vnder Pfeffers herab / im Thal / gelegen / so vom Vadiano Magna Villa, aber vom Tschudi, auß den alten Schrifften / Lupinum, oder Lupina villa, genannt wird. Die Innwohner sagen / daß Maja, die Mutter Mercurii, vor Zeiten allda geehret / vnd deßhalben dieser Orth von den Teutschen Meyenfeld genannt worden sey. Es hat diese Statt ihren Raht / welcher die schwärere offentliche Händel schlichtet / in welchem der

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Matthäus Merian: Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae. , Frankfurt am Main 1654, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Helvetiae,_Rhaetiae_et_Valesiae_084.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)