Seite:De Merian Hassiae 225.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

genant / bey dem Dorff Michelsberg / vnd darunder / zwischen jetztgenantem Dorff / vnnd Allendorff / ein schöner grosser Teich / fast rings vmb mit Wald vmbgehen. Dahero man daselbst ein stattliche Lust beydes mit Fischen / vnnd hohen Jagden / haben kan. Vnderhalb Ziegenhain / ohngefehr eine halbe Meyl Wegs / liget die Statt Treyssa / von der oben gesagt worden ist.


Zierenberg.


Diese Lands-Fürstliche in Nieder-Hessen an der Warne / in einem tieffen Thal / gelegene Statt / so ein Ampt / hat anfänglich Anno 1291. LandGraff Heinrich / das Kind zu Hessen genant / gebawet: Vnnd ist die Kirch daselbst in Anno 1436. restaurirt, vnnd ernewert worden. Ihr alter Nahm ist Tyrenberg / etwan von dem sehr hohen Berge / der Thyrenberg / jetzt Dörnberg geheissen / also genant; allda die Thyringer vor lang abgelauffener Zeit / als nemblich ihr Königreich noch gestanden / auff diesem Berg ein Lager / vnnd Castel gehabt / dessen auffgeworffene Schantzen auch noch heut zu Tage eygendlich können gezeiget werden; schreibet Dilich im ersten Theil der Hessischen Chronic am 170. Blat.

Das Stättlein ligt fast mitten zwischen dem Dörnberg / vnnd dem Behrenberg / auff einem Hügel / vnd gehet eine steinerne Brucke dabey vber den Warme Fluß. Es ist dieses Stättlein auff die Westphälische Manier schlecht gebawet; hat aber einen schönen Kirchthurn / vnnd Kirche / vnnd ist der Thurn mit zweyen Vmbgängen / dem Casselischen fast ehnlich / erbawet. In dem Kriegswesen ist solches Stättlein; wiewol mehrertheils von eignem Fewer / auß Verwarlosung / verbronnen; warzu dann die Strohdächer daselbst wol geholffen haben.

Das Ampt gräntzet / vnnd hat viel gemenge mit den Edelleuthen / sonderlich denen von Malßburg / Kalenberg / Wölffen / vnnd andern: ist doch von ziemblichem Einkommen / vnnd hat ohngefehr zwischen vierzehen oder zwantzig Dörffer. Ermelter von der Malspurg vornehmbste Burgsitz / namblich Lahr / vnnd Hohenbon / ligen vnderhalb / vnfern von Zierenberg / längst der Warme / nach einander / die andern drumb her. Vmb besagtes Stättlein Zierenberg sihet man auff den hohen Bergen / noch vnterschiedliche Schlösser / als / Schartenberg / davon auch dieses Ampt nicht das Zierenbergische; sondern Schärtenbergische genant wird / auch vor diesem zu solchem Schloß gehöret hat. Förters / ligt nächst gegen dem Stättlein Zierenberg vber / an der Warme / der Schreckenberg; Item / der Gudenberg / der Wölffen / vnd die Malspurg / derselben Edelleuthe Stammhäuser; vnderhalb deren Gebiete das Stättlein Liebenau liget.


Zwingenberg.


Ligt in der Obern-Graffschafft Catzenelenbogen / vnnd hat den Namen vom Zwingen / weil man da ein gantzes Heer auffhalten / vmbgeben / vnnd wegen deß hohen Bergs / der Lachen / Holtz / vnnd Landgraben / etc. zwingen kan / wie Sawer in dem Stätt-Buch saget; der auch am 288. Blat schreibet / daß es einen Landgraben allda mit fliessenden Wassern / ein Meyl wegs / biß in den Rhein / bey Gernßheim / habe. Der Stickleberg / oder Moelibocus, ist oben eben / vnd gleich / vmbher mit Wälden vnd allerley Bäumen / Eychen / Buchen / Dannen / Linden / Castaneen / Obs / vnd andern schönen Bäumen gezieret / den Zwingenburger / Auerbacher / Alsbacher / vnd Benßheimer zustehend / verwahret mit 2. Schlössern / Auerberg / vnd Bickenbach / darzwischen der Melibocus, vnnd Zwingenburg / die Statt vnnd Schloß vnten daran ligend / ein Mahlstein deß gantzen Hessen / zwischen Pfaltz / Mäyntzer-Bisthumb / Francken vnnd dem Odenwald; In der Mitte zwischen Franckfurt / vnnd Heydelberg / vom Mäyn / Rhein / vnnd Necker / verwahret: Zehen andere Berge rings vmbher diesen Moelibocum auff ihren Achseln tragende / darauff er ruhet / vnd viel harter gesunder Brunnquellen außschüttet: Viel nutzliche Kräuter zu der Artzney herfür bringet; vnnd den edlesten Wein an der Bergstraß gibet, von welchem Berg man in zehen Herrn Landen / vnd auff gar viel Stätte herumb sehen kan.


Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)