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Die jetzige S. Elisabethen Kirch ist von Landgraf Conraden / so zugleich Teutschmeister gewesen / in Anno 1235. den 1. May / zu bawen angefangen; Nach dessen Todt / in Anno 1283. auff besagten ersten Maij eingeweyhet; der hohe Altar aber An. 1290. verfertigt / vnd consecrirt worden. Als nun S. Elisabetha vom Papst Gregorio dem Neunten canonisirt worden / hat man deren Leib / auß obbesagter Capellen erhoben / vnd in dieses Silber vergüldete Monument gelegt / darinn sie so lang gelegen / biß weyland Herr Landgraf Philips / bey Säuberung der Kirchen / nach dem viel Abgötterey bey solchem Monumento verübet worden / solches auff Sontag Exaudi, Anno 1539. auffmachen / die befundene Gebein herauß nehmen / in ein sauberes Kästlein verschliessen / vnd in derselben Kirchen / an einem ehrlichen Orth / vnder den Boden setzen / auch einen gemeinen gemarckten Stein darüber legen / vorbesagtes Monument aber an seinem Ort / wie es gewesen / leer stehen lassen. Daß etliche Historici, vnd auß denselben Laurentius P. berichten / ob solte die S. Elisabetha ein Monument mit dieser Vberschrifft: Hîc jacet Elisabeth, si bene fecit, habet, zu Marpurg im Hospital / oder Compthur-Hauß / gehabt haben; so ist dieser Verß weder am Epitaphio / oder in der Capellen / noch sonst an einem Ort / wo dieser S. Elisabethen Leichnamb gewesen / anzutreffen. Mag derhalben wol seyn / daß der allegirte Autor solchen auff einer alten Beginen Grab gelesen / vnnd ohne Grund zu dieser S. Elisabethen Grab gesetzt hat. Vnd dann so haben wir auch folgenden geschriebenen Bericht empfangen: An. Christi 1539. auff den Sontag Exaudi, ist das Teutsche Hauß zu Marpurg (12. Jahr vorher die Pfarrkirche) reformirt / vnd die Messe abgeschafft worden / darbey 2008. Personen gewesen / Ihre Fürstl. Gnad. Herr Landgraf Philips / die Ritterschafft / Doctores / vnd andere von der Academia / Rath / vnd Gemeinde der Statt. Nach gehaltener Predigt / hat der Landgraf dem Land-Commenthur die Sacristey auffzuschliessen befohlen / darauff alsbald hinein gangen / vnnd den Sarck S. Elisabethen heissen auffschliessen: Als aber niemand den Schlüssel hat gestehen wollen / hat man den Goldschmieden befohlen / den Sarck auffzubrechen / welche Liednägel abgezwengt: Darinn seynd S. Elisabethen Gebeine in roth Damast gewickelt befunden worden / aber nicht das Haupt. Hat derowegen der Fürst den Land-Commenthur gefragt wo / das Haupt sey? Darauff er geantwortet / in dem Schranck; den Schlüssel aber darzu hat er nicht wissen wollen. Weil nun der Landgraf gewust vnd gesagt / daß es vor wenig Wochen sey auffgeschlossen gewesen / hat er befohlen / den Schranck auffzubrechen / da dann der Land Commenthur den Schlüssel alsbald langen lassen; darauff ist das Haupt herauß gelangt; auff welchem ist gewesen ein güldene Crone vber 450. Goldgülden werth / welche S. Elisabethen vom Friderico II. dem Römischen Käyser verehret worden. Solches alles hat der Fürst mit sich auff das Schloß genommen; aber bald hernach allen Geschmuck / sampt der Cronen / widerumb herab geschickt / vnnd dem Land-Commenthur zustellen lassen; die Gebein aber heimlichen / das niemand / ausserhalb zweyen Personen gewust / zu Verhütung fernerer Superstition, begraben lassen. Vnd so viel haben diese Bericht / welche wir desto mehrers hieher setzen wollen / weiln obgedachter Serarius meldet / daß vnderschiedliche Meynungen / ob der H. Elisabeth (von welcher alle jetzige Herren Landgrafen in Hessen herkommen) Reliquien noch allhie seyen. Darzu noch zuthun / daß auch obgedachter Brunnerus p. 699. schreibet / daß zu ihrer Erheb- vnnd Versetzung im Jahr 1236. auff die zwölff mal hundert tausend Menschen nach Marpurg sich versamblet haben: darunder dann auch der Käyser selbsten gewesen / der / als S. Elisabeth auß dem Grab gethan worden / ihr ein güldene Cron (wird eben die obgedachte gewest seyn) auffgesetzt habe.

Was ferner diese Heil. Elisabeth / so allhie begraben worden / anbelangt / so hat / auß deß Dominicaner Münchs / Theodorici Thuringi (dessen in besagtem Text gedacht wird) acht Büchern / die er von ihr geschrieben / vnnd die auch beym Henrico Canisio, vol. 5. Antiq. lect. zu finden / P. Matthaeus Raderus fast so viel Blätter gemacht / die in dem 1. Theil / von den Heyligen in Bayern / zu lesen. Siehe

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)