Ein Berghauß in Niderhessen / auff
einem hohen runden Hügel / oder Hain /
vnd an einer krümme der Werra / gegen dem
Hause Hanstein / (das jenseit der
Werra auff dem Eichsfeld sehr hoch liget / vnd
deren von Hanstein Stammhauß ist) gelegen.
Man findet in alten Schrifften / daß
dieses Hauß Ludwigstein / zur Zeit
Landgraf Ludwigs deß Ersten zu Thüringen /
vnd Hessen / durch hülffe deß Teuffels / vnd
der schwartzen Kunst / in einer Nacht /
aufferbaut worden seye / zur zeit / als die
Fürsten / mit den Hansteinern / vnd andern
damals verfehdeten Edelleuten / gekrieget.
Vnd siehet man noch / an einer Ecken
dieses Hauses / ausserhalb / gegen dem Hause
Hanstein / einen grossen Monstrosischen
abscheulichen Kopff / vnd seltzames
Gesichte / in Stein gehauen / welches deß
geschwinden Baumeisters Ebenbild seyn
solle. Bey diesem Hause / hat es / an der
Werra / gute Fischereyen / vnd zu nächst
am Hause / auffm Berge / ein fein
Vorwerck / vnnd nicht weit davon / im Dorff
Wendershausen / noch eines / wie auch im
Wald / zu Ruckeroda. Das zu diesem
Schloß Ludwigstein gehöriges Ampt / so
dem Landfürsten zuständig / ist nur von 6.
oder 8. Dörffern; hat auch wenig hohe
Wälde / oder Wildbanen. Seind alles
Vorgebürge deß Meißners / vnnd wird
das Gehöltz vnd Reisig / zum Saltzwerck /
nach Allendorff / verbraucht. Es stosset
auch dieses Ampt an das Allendorffische
Gebiet; Jenseit aber der Werra gräntzet
es an das Eischfeld / oder Eichsfeld. Die
Gelster / welches ein starcker Forellenbach /
scheidet das Ampt in der mitten / vnd leufft
durch die Statt Witzenhausen / allda es
auch / nach dem es etzliche Mühlen
getrieben / in die Werra fleust. Hat sonst noch
zween andere / als den Rieder- vnnd
Wilhelmshauser / Bach.
Ist ein Closter in der Graffschafft
Isenburg / welches Ludwig Graf zu
Isenburg im Jahr 1286. mit vielen
Freyheiten begabet / darzu auch gegeben
worden die Einkommen deß Closters Haugk /
cum omnibus alimentitijs suis de
consensu et licentiâ Venerabilis Domini
VVernheri, Archiepiscopi Moguntini,
loci ejusdem Dioecesiani, ut et
approbatione omnium liberorum, Henrici,
Ludovici, VVilhelmi, Friderici,
etc. wie die Wort sind im Donation
Brief / welchen bekräfftiget hat Clemens
Papst zu Rom.
Diß ist die Hauptstatt im Lande an der
Löhn / oder in dem Ober-Fürstenthumm
Hessen / so vor Zeiten Mattium geheissen /
vnd der Mattiacorum Hauptfleck gewest
ist / wie etliche meynen. Dann diese
Mattiaci, so Hessen waren / haben nit in
See- oder Nord-Holland / oder an der Isel / wie
theils wollen / sondern in der Wetteraw / vnd
in einem Theil von Hessen / gewohnet.
Vnd haben sie in dem Jahr Christi 49. den Namen der Catten verlohren / vnd seyn darfür Mattiaci genannt worden / wie es Cluverius lib. 3. German. Antiquae ca. 7. beweiset. Theils wollen / daß sie Martisburgum vorhin geheissen habe / als ob sie dem Heydnischen Abgott Marti zu Ehren / erbawet worden were. Andere / als Michaël Eyzinger Austriacus, führen den Nahmen von einem Marcomiro, decimo Rege Francorum, her / nach welchem sie vmb das Jahr 146. Marcomirsburg / oder Marcoburgum, vnd folgends Marpurg / oder / wie andere wollen / Marckburg / weil sie an der Marck vnd Gräntze deß Landes / nach dem Westerwald zu / gelegen / seye genant worden.
Es ist aber Marpurg zu den Zeiten der H. Elisabeth / Landgräffin in Hessen / geborner Königin in Hungern / die allda in der Burg ihren Wittib Sitz gehabt / noch ein offener Fleck gewesen / vnd das Schloß allhie / selbiger Zeit Marckburg genannt / erst Anno 1065. von Marggraf Otten zu Hessen / wie ihn die Franckenbergische Chronic nennet / gebauet worden; welche auch sagt / daß im Jahr 1195. der Fleck Marpurg von den beyden Bischoffen Mäyntz / vnnd Cölln / verbrannt worden; vnnd daß vmbs Jahr 1229. es in dem Dorff Marpurg keine Kirch / dann allein die Capellen S. Chiliani / ein Filial zu der Pastorey zu Obern-Weimar / vnd binnen zweyen Jaren davon separirt war.
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_148.jpg&oldid=- (Version vom 7.7.2018)