gegen Fritzlar / Waldeck / vnnd dem Stifft Cölln / in selbiges; wie auch das Waldeckische Gebürge. Das Hauß an sich selbst ist mit vielen feinen Gemächern / von Sälen / Mahlerey / vnd anderm / geziret: hat ein langen raumlichen Hoff / so theils zur Wonung / theils zur Viehezucht / so an diesem Ort sehr stattlich / getheilt ist; wiewol solche Gebäwe / wie auch das Dorff / vom Brande An. 1640. ziemlich Schaden gelitten. Zu nächst an dem Hause / wie auch hin vnd wider am Holtze / hat es sehr schöne / vnd viel nutzbahre Teiche; daher es ein sehr lustiges Oertlein / vnnd zum kleinen Waidwerck vberauß bequem; zumalen hinder dem darzu gehörigen Gehöltze / an dem hohen Mosenberge hinauß / ein sehr weites gleiches hohes Feld (dessen / ausser dem Altenfeld beym Hauß Boyneburg / keines dergleichen im Lande auff der Höhe ligend seyn solle) auff welchem eine sehr lustige Hatze / als auch fast mitten im Lande / vnnd hat schier das gantze Außsehen vber die Fulda / Schwalm / Eder / vnd theils Diemelstrom. Diese höhe / oder Gefilde / wird mit einem eigenen Nahmen die Wolffsplatte genennet.
Ist ein Stättlein im Ober-Fürstenthumb
Hessen / ein Meyl wegs von vnd
gegen der Chur Mäyntzischen Statt vnnd
Schloß Amöneburg / disseits deß Wassers
der Ohm gelegen / wohero es auch den
Beynamen vnd Vnderschied vor andern
Hombergen (deren eins vor der Höhe / das ander
in Nider Hessen gelegen) vberkommen hat.
Wie oder wann dieses Stättlein erbawet
worden / hat man keine gewisse Nachrichtung.
In der Kirchen alldar findet sich in
einem erniedrigten steinern Bogen / so sich
nach dem Chor zeucht / die Jahrzahl
M.CCC.LXIV. Aber obig der kleinen Thür
gegen der Vndergassen das Jar 1491.
Dahero zu muthmassen / daß das mittelste
Theil der Kirchen zwischen dem Thurn
vnnd Chor selbiger Zeit auffgebawet
worden; aber nicht das Chor. In dieser Kirchen
haben die Adeliche von Weiters / welche
sonsten auff deme zu nechst gelegenen Hauß
von Weltershausen wonhafft / ihr
Begräbnuß von Alters hergebracht. Auch
befindet sich darinnen zweyer vom Adel
Monumenta, so in Vor-Jahren diesem Orths
zu Amptmännern verordnet gewesen; deren
der eine Caspar von Berlepsch / so dieses
Ampt Pfandsweiß eingehabt / im Jahr
1539. den 2. Julij von einem Bawren von
Eringshausen erschlagen worden; der
ander aber Ludwig von Boineburg genandt
den 26. Februarij 1568. zu Harhausen /
wohin er mit den seinigen geflehet gewesen / an
der Pest gestorben / wie jenes Grabschrifft
in Choro templi, vnd dieses Epitaphium
bey der hindern Kirchthür / allda er in einem
gantzen Küriß / beneben seinem offenen
Wapenhelm außgehawen / darzeigt. Das
Schloß ligt lustig obig vnnd an der Statt
in seiner eygnen Ringmawer / doch daß die
Stattmawer sich zu beyden Seiten daran
schleußt. Der Thurn selbigen Hauses / weil
er einen breiten Vmbgang vnd zimblichen
ferrnen Prospect hat / wird zum Wachten
anjetzo gebraucht. Die Wohnbehausung /
welche die Amptleuthe vnnd Renntmeister
besitzen / ist / wie auß alten Documentis
erscheinet / in Vorjahren ein Geistlich
Ordenshauß gewesen / worinnen TempelHerren
gewohnet haben; welcher Orden / wie
bekand / wegen ihres vbermässigen Prachts
vnd Hochmuths / auch erwachsenden
grossen Reichthumbs vmbs Jahr 1311.
außgetilget worden. Das Rathhauß ist im Jahr
1539. auff dem Marckt erbawet worden /
auff deme bey der Vhr vor diesem verschiedene
Kunststück zusehen gewesen / als ein
Mann obig bey dem Vhrzeiger / welcher /
so offt es geschlagen / gepfiffen / beneben
einem Haan / so gekräet / welche aber im Jahr
1612. abkommen. Im Jahr 1554. haben
Landgraff Philipsen Fürstl. Gn. durch
eine Fürstliche Subscription vnd Sigill
dieses Stättlein mit 2. freyen JahrMärckten
privilegirt / zu dessen Häg- vnd
Anzeigung auff die hierzu bestimpte gewöhnliche
Zeit / ein fliegende Fahn / wie solches auch
zu Marpurg / vnnd bey andern Städten
bräuchlich ist / vom Rathhauß außgestecket
wird.
Diese Statt hat auch eine Vorstatt / die Newstatt genandt / in deren zwo verfallene Pforten / deren die eine die Tranckpforth / die ander die Georgenpfort heisset / stehen. Vor dieser Vorstatt haben die Juden ein Begräbnuß / worvon sie Jährlichen etwas Zinß / so dann von jedem Verstorben
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_135.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)