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weissen Fluß der Weiber / vnnd befördern doch dero natürliche Zeit / stärcken vnd reinigen die Mutter / vnd vertreiben die Vnfruchtbarkeit feister vnd erkalteter Weiber vnnd Männer / behalten die vorfallende Mutter an ihrem Orth: Sind in Gliedsuchten Cheiragra, Podagra, Hüfftwehe / Contracturen, vnd dergleichen sehr dienlich: Allerley Räude / Grind / alte vnsaubere faule Schäden trücknet / säubert / reiniget / vnd heilet diß Bad: Weychet Krähen oder Atzelnaugen / vnd andere tophos auff / daß man solche ohne sonderlichen Schmertzen außgraben kan. Erfrorne / vnnd durch Kälte schier erstorbene Glieder bringt es wider zu recht / vnd stillet derselben Schmertzen. Offt geschicht es auch / daß alte / böse / vbelgeheylte Geschwer in diesem Bad widerumb auffbrechen / vnnd werden alsdann dardurch recht auß dem grund geheylet / vnd curiret. In Summa allen Gebrächen der Nerven / weissen Geäder / Gewerben / Flachs-Adern / Flemen / vnd dergleichen Gliedern / von Kälte / vnd vberflüssiger kalter Feuchtigkeit vervrsachet / kompt solches Bad zu statten / vnd zu hülff. Die jenige Schwachheiten aber / so von hitzigen Vrsachen herrühren / werden zu diesem Bade nicht gezogen: So sollen auch junge / hitzige / biliosische / vollblutige Leuth / vnd die mit langwüriger Verstopffung vnd Erhärtung der Leber vnd Miltzes behafftet sind / nicht viel darinnen baden gehen / sondern an dessen statt / neben anderer darzu gehörigen Sachen gebrauch / das obbesagte Badbrünnlein zur Cur trincken; wie er der Author / dann solches in den nachfolgenden Capituln weitläufftig außführet. Wer mehr von dieses Bades Tugend wissen will / der lese D. Greg. Horstii Observat. Medicin. Wollen allein auß deß Dilichii Hessischen Chronic noch vermelden / daß im Jahr 1583. LandGraff Wilhelm zu Hessen / das vndere Bad / oder Hoff (so der Zeit Herrn Landgraff Georgen zu Hessen Darmstatt / etc. zugehörig) mit vielen bequemlichen Gemachen / den Badenden zum Vnderhalt / vnd Herberg / zurichten / vnnd setzen lassen. Nicht ferrn vom Embser Bad ligt der Flecken Tosenaw / darbey auch vor etlichen Jahren an der Lohn ein Sawrbrunn sich herfür gethan.


Eschwege.


Diese Nider-Hessische Fürstlich. Statt Eischwiga wird mit ihrem alten Nahmen Eschenewege genannt / vielleicht von den Eschenbäumen / so deß Orths häuffig gestanden. Ist ein alte vnnd zimlich grosse Statt an einem sehr anmüthigen Ort / vnd am Vfer deß Schiff- vnnd Fischreichen Wassers Werra gelegen / auff welchem das Kraut / die Wayd genannt / so das Land Thüringen häuffig trägt / sampt der Farb darauß gemacht / ein Meyl wegs von Eschwege zu Schiff geladen / vnnd nach Münden / ferners auff der Weser nach Bremen / vnnd in das gantze Ostland geführet wird. Carolus der Grosse / soll Eschwege entweder erbawet / oder mit einer Mawer vmbfangen / vnnd auff S. Cyriaci Berg das Nonnen-Closter / darinn jetzt die Schul ist / auffgerichtet haben. Hernach als sie durch die Hungarische Krieg zerstöhret worden / vnd zu grund gangen / hat ihr Käyser Heinrich der Ander / vnd der Heilige zugenandt / wider auffgeholffen / sie mit newen Gebäwen vermehret vnd bereichert. Im Jahr 1387. ist diese Statt / in dem Krieg / welchen der Ertzbischoff zu Mäyntz / mit dem Land-Graffen geführt / an Hessen kommem: Vnd hat Anno 1581. LandGraff Wilhelm in Hessen das Fürstliche Hauß allhie auffs herrlichste / mit prächtigen Gebäwen / ernewren / vnd LandGraff Moritz Anno 95. mit kunstreichem Mahlwerck zieren lassen. Die Kirch zum H. Geist ward Anno 1433. gestifftet. Hat ein feine Pfarrkirch in der alten Statt; vnd in der Newstatt ist S. Catharinae Kirch; der Spital aber in dem Augustiner Closter. Hat auch ein feines Rathhauß / Weinkeller / vnd Kauffhauß. Die Mühl bey dem Schloß hat zehen Gäng; vnd der hohe Thurn zu S. Niclaus ist An. 1455. auffgeführt; vnd die steinerne Brück nechst bey der Statt A. 1536. die aber nechst beym H. Geist A. 1544. Wie auch A. 1578. vnd 80. das Hochzeit Hauß / vnd der Keller darunder; Item An. 1596. der newe Gasthoff / vnnd im Jahr 98. die Apotheck erbawet worden. Anno 1558. hat man einen Stollen / etlich hundert Ruthen lang / durch einen Berg geführet / ein Bronnenwasser auß dem Krötenpful / zu erhaltung eines in Fewrs Gefahr nöthigen Teichs / dardurch zu leyten. Dann es im 1555. Jar zuvor / sonderlich

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)