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Brunnerus part. 3. Annal. Boicorum pag. 132. 134. et 611. und andere / zu lesen seyn. Zwischen den Bischöffen und der Burgerschafft allda / hat es offt Zwietracht geben / so auch / zu sampt den Bauren / das Schloß unterschiedlichmal gestürmet; aber allwegen vergebens haben abziehen müssen. Anno 1628. vor / und hernach / hat man allhie / wider die Zauberer / Unholten und Hexen / scharff procedirt / deren sehr viel / und darunder auch Knaben / von 11. 10. 9. und 8. Jahren / verbrennt worden seyn. Anno 1629. den 17. 27. Julij, ist ein grosses Ungewitter allhie gewesen / und hat das Wasser sehr grossen Schaden gethan. Anno1631. hat der König auß Schweden / nachdem er den 5. Octobris die Stadt einbekommen / auch hierauf den 8. diß / Alten Calenders / das gedachte Schloß mit Sturm erobert / darinn er einen grossen Schatz / neben vielem Proviant / Munition / in die dreyssig Stuck Geschütz / stattlichen Pferden / und an Wein / auff viel Jahr lang / einen Vorrath gefunden haben solle. Es seyn in solchem Sturm die 1500. Soldaten / sampt dem Außschuß / und etlich und 20. Mönche / in der Furi, wie im 2. Theil deß Theatri Europaei fol. 433. zu lesen / nieder gemacht worden. Den 8. 18. Januarij Anno 1635. haben dieses Schloß die Bischofflichen / mit Accord wieder erobert. Die Stadt hat gleichwol hernach auch noch Anstöß etlichemal gehabt: wiewol keine rechte Belägerung / nachdem ihr Herr sie in vorigen Jahren wieder bekommen / da vor genommen worden ist.

Was das Bistumb allhie anbelangt / davon oben allbereit etwas Meldung geschehen / so ist bekandt / daß die Schotten zwar ein Volck / aber zweyerley Schottland ist: Das Alte und eygentliche / so Irrland genannt wird: und das Neuere / oder das Mitternächtische Britannien. Auß beyden seyn viel Lehrer deß Worts Gottes zu uns kommen / welche man ins gemein Schotten geheissen hat. Unter denen dann auch S. Kilianus gewesen / der von Adelichen Eltern in Irrland erzeuget worden / und sich nach Teutschland begeben: und nachdem er in das Franckenland gelangt / und sich / in der Stadt Würtzburg / mit dem Priester Colomanno, und dem Leviten / oder Diacono, Totnano (wie sie in den Alten geschriebenen Büchern stehen; wiewol sie theils anders nennen / und daß ihrer mehr gewest seyen / sagen) auffzuhalten / ihme vorgenommen / den Hertzog Gosbertum (der auch Gothbertus, und Gozbertus, deß ältern Hetani Sohn / und Ruodis Enickel / genennet wird) in der Christlichen Lehr unterrichtet / und auch darauff getauffet hat. Besagten Hertzogs Gosberti (so gleichsam deß Königs Theodorici, oder Dieterichs in Franckreich Statthalter allhie gewesen) Gemahlin Geila, oder Gisila, oder Geilana, so vorhin sein / deß Hertzogs / versterbenen Bruders / Eheweib gewesen / hat / als eine Heydin / dahin getrachtet / wie sie S. Kilianum, und seine Gesellen / möchte ummbbringen lassen / weil er S. Kilian / dem Hertzog / die Ehescheidung gerathen; hat auch nicht geruhet / biß sie / in Abwesenheit deß Hertzogen / solches zu weg gerichtet. Als Gosbertus auß dem Krieg wieder heimb gelangt / ist die Sache wunderbarlich an den Tag kommen / indem beydes die Geila, und die zween Henckersbuben elendiglich umbkommen; aber vor ihrem Tode den Todtschlag bekannt haben: Darauff auch Gosbertus, von seinen Knechten / umbgebracht / und sein Sohn Hetanus, welcher ihme hat succedirt / und das Christenthumb außbreiten helffen / von dem Volck im Land verjagt / und auß seinem Fürstenthumb verstossen worden seyn solle. Siehe / was besser oben von diesem Hertzoge auß dem Goldmayer gesagt worden: dann / was die Historien der alten Zeit anbetrifft / solche selten bey allen Scribenten gleiches Innhalts zu finden seyn. Es ist aber zu mercken / daß S. Kilianus zweymal hieher gelangt ist / und zwar das andermal Anno 687. als er von Rom zurück zoge. Das Jahr seiner Marter wird in den Würtzburgischen Jahr-Büchern / Item in seiner Grabschrifft / und in den Histori von S. Burckhart / das 689. gesetzt; und ist noch vor dem jetzigen Krieg ein Evangeli-Buch im Domb allhie verhanden gewesen / dessen sich die heiligen Märtyrer sollen gebraucht haben. Bey die 52. Jahr nach solcher Marter / nemblich Anno 741. ist das Bistumb allhie angerichtet / und gedachter Burckhardus zum ersten Bischoff / von dem heiligen Bonifacio, hieher verordnet worden; dessen Leben Egvvaldus beschrieben hat. Dieser hat den heiligen Kilian / und seine Gesellen / an den Ort / da ihr Begräbnuß noch allhie zu Würtzburg gewiesen wird / zusammen legen lassen: denen zu Ehren umbs Jahr 1513. D. Engelhard Funck / deß Neuen-Münsters Dechant allda / folgende Verß (so theils dem Heil. Burckharden selber zuschreiben: gemacht hat:

Hi sunt, Herbipolis, qui te docuere, Magistri.
Quâ verum coleres relligione Deum.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_162.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)