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Sonsten obwoln die Stadt mit Gräben / Mauren / Thürnen / und Bollwercken / wol verwahret ist; So kan sie doch / der Berg halber / vor grossen Gewalt / in die Harr sich nicht halten. Der Bischoff ist ihr Herr in Geist- und Weltlichem. Es hat gleichwol auch die Stadt ihren Magistrat: und werden diese unterschiedliche Gericht allhie gezehlet / als / das Cantzley-Gericht / Hoff- und Rittermann Lehen-Gericht / das Land-Gericht deß Hertzogthumbs zu Francken; das Brucken-Gericht / Stadt-Gericht / Keller-Gericht der Thum-Herren im Bruderhof zu Würtzburg / etc. und gibt es ansehnliche Burgers- und andere Häuser allda / deßwegen auch allhie etliche Reichtstäge / von den Käysern Friderico I. et II. und Othone IV. seyn gehalten worden. Von Kirchen seyn insonderheit zu sehen / 1. Der Thumb / oder die Bischoffliche Kirche / darinn die Bischöffe ihre Begräbnuß haben: wiewol das Eingeweid in der Schloßkirchen: und das Hertz in dem Closter Eborach / Eberach / oder Ebrorau / (so An. 1126. zu bauen angefangen worden) in einer hierzu verordneten Capellen begraben wird. Man schleust solches Hertz ein in einen bleyinen Sarck / legts auf einen Wagen / thut einen alten getreuen Diener dazu / und lästs mit vier Pferden dahin führen. Der Wagen / und Pferde / bleiben im Closter: Hergegen wird der besagte Diener / in demselben / sein lebenlang / wie ein Convent-Bruder / gehalten. Neben gedachtem Thumb / ist das Neue-Münster / oder Neben-Stifft / so einen Probst hat / und daselbst vorzeiten / wie man / aber ungewiß / vorgibt / der Tempel Dianae solle gestanden seyn. 2. S. Burckards-Stifft über dem Wasser. 3. S. Jacobs-Closter / allda Johannes Trithemius erst in seinem Alter / da er das Closter Sponheim verlassen / Abt worden ist. 4. Das Carmeliten-Closter. 5. S. Marx-Closter. 6. Augustiner-Closter. 7. Prediger-Closter. 8. Der Jesuiter Kirch / und Collegium, allda / vor dem jetzigen Krieg / ein ansehnliche Bibliotheck war. Sie seyn / zun Zeiten Bischoff Friederichs von Wirsberg hieher kommen / wie in deß Herren von Seinsheimb Lebens-Beschreibung lib. 5. fol. 306. davon ein mehrers zu lesen. 9. Das Teutsche Hauß. 10. Die Carthauß. 11. Barfüsser-Closter. 12. Capuciner-Closter. 13. Das Burger-Spital / (welches groß / und schier einem kleinen Städtlein zuvergleichen / ) und viel andere Clöster / Kirchen / Spitäl / und Gottshäuser mehr: wie dann oben im Eingang auch deß Stiffts-Haug allhie gedacht worden ist. Bey der hohen Schul / oder Universität allda / ist auch eine eygene mit grosser Kunst erbaute Kirche / von welcher in deß Adr. Romani Städtbuch / oder Parvo Theatro Urbium, zu lesen. Es ist diese hohe Schul erstlich Anno 1403. wie theils wollen / eingeführet worden; wiewol andere solche viel älter machen: und Nicolaus Serarius lib. 5. Rer. Mogunt. p. 868. schreibet / daß der Chur-Fürst / und Ertz-Bischoff zu Mäyntz Johannes, ein Graff von Nassau / dieselbe Anno 1398. wegen der Burger zu Würtzburg vielfältigen Unruhen / von hinnen auff Erffurt transferirt: aber Bischoff Julius zu Würtzburg / in dem vorigen seculo, (Anno 1589.) wieder allhie eingeführt habe: deren ersten Anfang Caspar Bruschius, in der Chronologia Monasterium, lächerlich von S. Gallen und Kempten herführe; Er wolle dann / sagt er Serarius, deß Worts Academiae, und selbiger Ort / sehr mißbrauchen. Es meldet Daniel Eremita, in einer Epistel / die er von seiner Teutschen Reyse Anno 1609. geschrieben / daß gedachter Bischoff Julius 150. Kirchen / in seinem Gebiet / erbauet / und sein Stipendiaten-Hauß / oder Seminarium, mit solchen stattlichen Einkommen versehen habe / daß hundert Studenten der Heiligen Schrifft / und 25. vom Adel / so allhie studirens halber sich befinden / genugsame Unterhaltung haben. Ausserhalb der Stadt / liget das ansehnliche und veste Bischöffliche Schloß / auff dem Berg / (der von deß Hertzogs Hetani, der heiligen Jungfrauen Marien zu Ehren erbauten Kirchen allda / der Frauenberg genannt wird / und der weit von andern Bergen / die ihme gar nicht schädlich seyn können / abgesondert ist / ) und auff einem sehr hohen Felsen / so mit starcken Rundeln / Schantzen / Lauff- und andern Gräben / über die Massen künstlich und wol versehen / und auffs herrlichste gebauet. Inwendig ist es mit den stattlichsten Zimmern / Sälen und dergleichen prächtig gezieret. Hat einen ansehenlichen Marstall / gewaltiges Zeughauß / und einen grossen tieffen Keller / mit vieler Arbeit und Mühe / in den Berg gemacht / in welchem sehr grosse und weite Weinfässer / so mit eysernen Raiffen / von 300. und mehr Pfunden / in den vorigen Zeiten / umbgeben gewesen / und vielleicht noch / auß welchen man den Frembden die beste und ältiste Wein / vor diesem / zu kosten geben hat. Es haben sich zu Würtzburg viel Sachen zugetragen / von denen Munsterus in Cosmographia;

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_158.jpg&oldid=- (Version vom 14.7.2022)