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Francken: gleich wie freye Friesen. Dann also schreibt Er d. lib. 3. cap. 1. Franci videntur ab hastae genere, quod Francescam nominarunt, id est, bipennem, nomen traxisse, sicut Saxones à Saxa, Tacitus vocat frameas, add. verò ad hoc, vocabulum etiam frey / id est, freye Francken. Nam vocabulum Franck nudè usurpatum libertatem non denotat, sed teli genus etc. Und solcher Nam / sagt Er lib. 4. cap. 2. hab erstlich im Jahr Christi 253. der Welt bekandt zu werden angefangen. Sihe / was Er in solchem / wie auch im vorhergehenden dritten Buch / von den Rechten der Sicambrer und Francken Königen / auß bewährten Autoribus, schreibet / die vor / und nach dem Warmund / oder Pharamundo, gelebt haben: so hieher zu bringen / zu lang seyn würde: adeò, ut stultum, planeque rerum Germnaniae veteris ignari fuerit, ex ultima, ac remotissima Troja imaginarios, falsosque Germaniae, Sicambriae que Reges velle conquirere, cùm domi tàm locuples suppetat verorum copia: wie Er d. lib. 3. pag. 222. redet: auch im 6. Buch von der alten Francken Sprach / im 24. Capitel / handelt / und sagt: das sie Teutsch gewesen / und mit der Sächsischen eine Verwandlung gehabt habe: daselbst auch ein mehrers von der alten Gallier / und der jetzigen Frantzösischen Sprach / und viel andere denckwürdige Sachen mehr / zu lesen: und daher die Herrn Francken / vor andern / Ihnen billich dieses Anno 1616. zu Harderwick / im Niederland / in 4. gedrucktes Buch / sollen wol bekandt machen: sonderlich weil es ihnen an einer durchgehenden guten Chronick ermangelt: welches dann / ohne zweiffel / theils thun / und ich daher auß solchem Authore allhie ein mehrers nicht setze / sondern bloß dieses mit anhänge: daß Goropius Becanus lib. 1. Fancicorum, da Er von dem Namen / und Ursprung der Francken handelt / wil / daß man Vrancus schreiben solle.

Der Ander / auß denen oberwehlten Scribenten / nehmlich Joannes Rivius, Augustiner Ordens / so sein Buch von den Fränckischen Sachen / erst im Jahr 1651. zu Brüssel hervor gegeben / meldet / daß etliche vermeynen / der Nam Franck seye daher kommen / weil die Francken / durch den Käyser Valentinianum, zehen Jahr lang / der Anlagen seyen befreyet worden: Andere / daß er von der Freyheit herkomme / weil sie sich entweder deß Römischen Jochs / und Beherrschung / entschüttet / oder dieselbige von sich abgetrieben haben / und sagt ferners / daß sie etliche von den Trojanern / und dem Antenore, herführen: wie es dann heisse:

... dat cuncta vetustas
Principium Phrygibus:

Und sich theils belustigen / wann sie hören / daß ihr Geschlecht seinen anfang / nicht nur von fürtrefflichen Helden: sondern gar von den Göttern / habe: welche aber gemeldter Rivius eitele Leut / oder Vanos, nennet / und schreibet: als viel Teutsche Völcker / so zwischen dem Rhein / der Isel / Embs / Weser / und der Elb / biß an die See / oder das Meer / gewohnt / wo jetzund das Hertzogthumb Berg / Over-Isel / Ost- und West-Frießland / Nider Sachsen / Hessen / und andere benachbarte Länder / ligen / der Römer Beherrschung feind / und überdrüssig worden / daß sie zusammen gethan / und dieselbige einmüthig / durch Waffen / von ihnen abgetriben hätten; und wären deßwegen die Bructeri, Chamavi, Ansivarii, Chatti, Tincteri, Frisii, Salii, Angrivarii, als mit welchem Namen sie vorhin benamset / forthin die Francken / daß ist freye Leute / geheissen worden; und daher ihrer die alten Röm. Geschicht-Schreiber / mit diesem Namen / nicht; sondern erst lang hernach / der Francken / Trebellius, und Vopiscus, gedencken. Es seye der Warheit nicht ähnlich / sagt Er weiter / deß der eigentliche der Francken Sitz / dieser deß Teutschlands Theil gewesen / so jetzt das Franckenland genannt werde / wie viel dafür gehalten; weilen alles Land disseit Rheins / und gegen Neuß über / (wo Westphalen und benachbarte Länder ligen) auch in der Peutingerischen Tafel / die zu deß Ammiani Marcellini Zeiten / wie man wolle / gemacht seyn solle / Francia, oder der Francken Lande genannt werde. Er seye zwar nicht in abrede / daß auß den obernannten Völckern etliche sich an den Mäyn gesetzt / und selbiger Gegend den Namen Franciae, oder Franconiae, gegeben haben. Die Regierung betreffende / hält er Rivius darfür / daß diese wieder die Römer verbundene Völcker / nicht nur einen König / oder Fürsten / gehabt / so über alle geherrscht hätte; sondern vermeynt / daß sie von unterschiedlichen Hertzogen anfänglich wären regiert worden; wiewol sie / zu Beschützung ihrer Freyheit / untereinander verbunden gewesen. Der Erste / so der Francken König genannt werde / sey der Faramundus, ohngefehr umbs Jahr Christi 420. gewesen. Ob Er nun unter den andern der mächtigste / oder über alle / so gläublicher / geherrschet habe: das

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)