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Anhang.

Dieweil die Insel Oesel / sampt selbigem Bisthumb / vor Jahren auch zum Lifland gerechnet worden: Als wil gleichsam vonnöthen seyn / auch noch etwas davon zu vermelden / und / zum Beschluß / der beeden Städte Neugarden / und Pleskau / deren in den Liflandischen Historien / auch in den Reiß-Verzeichnussen / durch Lifland / nach der Moscau / offt gedacht wird / Beschreibungen mit anzuhencken.

Es ist aber die gedachte / und berühmte Insel


Oesel / Osilia,

Vom Abend / gegend dem Lifländischen grossen Meerbusen über gelegen / so 12. oder 14. Meilen in der Länge / und 7. in der Breite / hat / in acht / oder zehen Pfarrkirchen außgetheilet ist / und bey vier tausend / oder darüber / Inwohner / und darunter auff die 30. Adeliche Geschlechte hat / wie Joh. Isac. Pontanus, in Tract. Boreal. descriptione, fol. 734. Rer. Danic. sagt. Sie ligt von Lübeck 100. von Copenhagen 80. vom Lifland aber / oder dem festen Land / nur etlich wenig Meilen / in der Oost-See / oder dem Teutschen Meer. Die fürnehmste Orth darinnen seynd Arnberg / oder Arnsburg / und Sonnenburg.

Arnsburg ist nicht allein ein starckes / und vestes Schloß / sondern auch / wie auß M. Simon Heinrichs Cive Christiano, Anno 1634. in 4. zu Rostock gedruckt / und desselben Vorrede / erscheinet / eine Stadt / so durch Burgermeister / und Rath regieret wird. Andere sagen auch / daß die Einwohner solcher Stadt Teutsche Lifländer seyen; wiewol lange Jahr eine Dänische Besatzung darinn gehalten worden; und war An. 1630. Juncker Friederich Ranzow Königlicher Dennemärckischer Stadthalter auff Oesel / sonsten aber seynd auch Königliche Land-Räthe / Superattendens, und Pastores, auch andere Bediente / in dieser Königlichen Vestung Arnsburg / und auff Oesel gewesen. Anno 1566. haben die Schweden Arnsburg gebrandschätzt / und grossen Raub davon getrieben / welcher doch den mehrertheil von den Polen (die es damaln mit Dennemarck / wider Schweden / hielten) ihnen abgejagt / und benommen worden.

Sonnenburg ist auch ein gutes Schloß / welches die Schweden An. 1568. eingenommen. Anno 1575. bekam solches Hertzog Magnus von Sachsen Lauenburg / als ein Gut so ihme der König in Schweden verlehnet hatte / der darzu auch den Holmes Mone haben / ihme aber denselben der Dänische Stadthalter auff Oesel nicht lassen wollen. Nach seinem Abzug bekamen die Dänischen das Hauß Sonneburg in einem Brande ein; wie Henning in der Lifländischen Chronick berichtet. Es muß aber hernach dieses Sonnenburg dem Hertzog von Churland gehört haben / weilen eben dieser Henning / im Jahr 1583. schreibet / daß / nach dem Tode Hertzogs Magni zu Holstein / des Königs in Dennemarck Bruders / dessen in dem vorhergehenden oft gedacht worden / der Hertzog von Churland / für das Stifft Churland / das schöne Herrliche Gebieth Sonnenburg / auff der Insel Oesel gelegen / habe geben wollen. Chytraeus in seiner Saxonia sagt / daß der dritte Bischoff zu Riga / Albertus, ein Geistlich Collegium zu Leal in Lifland gestifftet / dessen Bischoffs Sitz zu Habsal gewesen / hernach von dannen nach obgedachtem Arensburg auff Oesel versetzt worden / aber gleichwol unter dem Ertz-Bischoff zu Riga gewesen. Pontanus de Rebus Danicis wil / daß König

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_529.png&oldid=- (Version vom 16.5.2023)