Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 521.png

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so auch das gröste / und beste Theil. Ist ein grosse und weitberühmte Handels-Stadt / mit Kauffmansgütern zu Wasser / und Land / auch weit in die Moscau hinein / gen Plotzkau / Smolensky / Pleeskau / und Wilda. An der Stadt laufft ein grosser Fluß hin in das Meer so auff 3. kleine Meil davon ist / nemlich die Duina / so weit auß der Moscau kompt / auf welchem viel Schif mit allerhand Waaren herauß kommen / sonderlich von Aeschen / so auß Lindenholtz gebrandt wird / die man in Italien / nach Venedig / und in Hispanien / führet / wird zur Seiffe / und Glaßwerck gebraucht. Item / bringt man herauß Futterwerck / Zobel Luchs / und anders; Item Hartz / Bech / auch Leder / und andere Sachen / etlich hundert Schiff voll / so alle Jahr auß der Moscau dahin kommen: Haben seltzame gar lange Schiff / gemeinlich mit breiten Rinden gedeckt / stehen offt neben der Stadt etlich hundert nach einander hin. Diese Stadt hat Mangel an Bronnenwasser / daher führen sie auß dem Fluß / auff Schlitten / das Wasser in die Stadt den gantzen Tag von einem Hauß zum andern. Weil nun die Gassen davon allzeit naß / und glatt / läst sich das Frauenzimmer / Winter und Sommer / auff Schlitten zur Kirchen führen. Es seynd allhie 4. Pfarrkirchen / 2. für die Bürger / so sonsten die meisten Teutsch / und Lutherisch seynd eine für die Catholischen so ein Jesuiter Collegium (namlich im Jahr 1592. da diese Stadt noch Polnisch / und Hochwolgedachter Herr / auf seiner Reise / wegen deß Johanniter-Ordens / alhie gewesen;) und die vierdte für die Unteutschen / so gemeinlich Landvolck / auch etliche Bürger. Das Volck ist freundlich / holdseelig / und treuhertzig: biß hieher gemeldte Beschreibung. Laurentius Müller berichtet / das obgedachter starcker Fluß / bey Riga / ein halb viertel einer Teutschen Meilen breit seye. Ein anderer aber meldet / in seinen geschriebenen Reisen durch die meiste Christliche Länder / wann man von der Wilde / oder Vilna / auß Lithauen / hieher reise / daß man sich / ehe man in die Stadt komme / über das Wasser setzen lassen müsse / so nahend ein viertel Meil breit seye. Obgedachter Johannes Angelius à Werdenhagen beschreibet part. 3. Rer. Hanseat. cap. 24. diese Stadt weitläufftig / und sagt auch / unter anderm / daß die von Bremen (so umbs Jahr 1158. durch Ungewitter in den Fluß Duna getrieben / und erstlich von den Inwohnern für Dennemärcker / ihre Feinde angesehen worden /) am ersten den Kauffleuthen den Zugang ins Lifländische Meer eröffnet / als welche am ersten mit den Livis, einem Volck / so von dem Außfluß der Duinae, gegen Parnau / am Gestade gewohnet / umbs Jahr Christi 1160. Freundschafft / und Bündnuß / für sich / und die Kauffleuthe / so sie künfftig mit sich bringen würden / gemacht / und mit ihnen durch Tausch zu handlen angefangen / auch / auff ihr Zulassung / in der Insel deß besagten Flusses Duinae eine Capellen erbaut / so folgends Kirchholm genandt worden. Bald hernach hätten diese Kauffleut den obgedachten Mönch Menardus von Segeberg ins Lifland geführt / den Bapst Alexander III. Anno 1170. zu einem Bischoff daselbst bestättiget / und dieweil / wegen der Handthierung / die Gebäu zugenommen / so habe der ander Bischoff Bertholdus, von Bremen hieher geschickt / eine Stadt zubauen ihme angelegen seyn lassen; nach dessen Todte in Anno 1196. erfolgt / solche der dritte Bischoff / auß den Domherrn zu Bremen erfordert / namlich Albertus, An. 1200. mit einer Mauer umbgeben habe / die mit der Zeit eine Vestung wider die unglaubige Lifländer worden. Als aber die Schwerdt-Brüder / so man Tempel-Herrn nennet / oft unten gelegen / so hätten sie umbs Jahr 1228. die Marianer / oder Teutsche Herren / auß Preussen / zu ihrer Hülff beruffen; welche hernach nicht allein das Schloß Dunenmund wider die Stadt Riga auffgelegt / sondern allen Gewalt / durch gantz Lifland / und Preussen / ihrem Hoffmeister in Preussen zugeschrieben; daher ihr Meister in Lifland Bruno, mit 60. Brüdern / von denen von Riga / An. 1298. erschlagen worden; die auch hernach Anno 1309. mit ihren Bundsgenossen / den Lithauern / bey Treida / den Teutschen Orden / erlegt haben. Aber / als die Rigischen An. 1327. das Schloß Dunemunda einnamen / so ist die Stadt Riga gleich auch vom Orden belagert / erobert / die Mauren / und Thor / abgeworffen / und sie die Stadt umb ein grosse Summa Geldts gestrafft worden / als gleich ihr Ertzbischoff beym

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_521.png&oldid=- (Version vom 28.11.2016)