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und Beförderung Herren Johann Skytte / Freyherrens auff Duderoff / Weyland Königs Gustavi Adolphi Informatorn / (hernach aber deß Königreichs Schweden Senatorn, und damaln Königl. Praesidenten in Liffland) gestifftet / und Anno 1632. den 15. Oct. eingeführet worden; deren Erster Rector sein Herrn Skyte Sohn / Iacob. und Ihme zugegebner Prorector, Andr. Virginius, der H. Schrifft Doct. ein Pommerischer von Adel / gewesen: wiewol An. 33. als er / H. Olearius, auf Weihnachten sich alhie befunden / noch kaum etlich wenige Studenten daselbsten waren. Andere melden / es seye Derpt mit Mauren umbgeben / auch mit steinern Häusern gezieret; habe auch ein Schloß / und werden von hinnen nach Plescau von theils 20. 24. und 25. Meilen / underschidlich gerechnet: und komme man auff einem kleinen / aber tieffen Wasser / die Emböck / oder Einbeck / Beca, oder Embecca (daran die Stadt zwischen den zween Seen Wortzierwi, oder Worzero, und Peiba, gelegen) genant / auff die 6. Meilen in den besagten See Peiba, Pebs / oder Beybas (darein 72. Flüßlein rinnen sollen) / und über solchen grossen See 12. Meilen / biß zum Fluß / der von Plescau herab rinnt / und auff demselbem noch 2. Meilen biß in die besagte erste Moscowitische Stadt Plescau: Daß also diese jetzt Schwed. Stadt Derpt den Moscowitischen Gräntzen nahend gelegen / die wie oben vermeldt / A. 1558. dan 19. Jul. der Bischoff / Adel / vnd Burgerschafft / dem Moscowiter / als Sie Ihn kaum gesehen / im Schrecken aufgeben haben. Und ist denckwürdig / daß der erste Bischoff / so die Stadt zubauen angefangen / und der letzte Bischof alhie / beede Herman geheissen haben. Es hat der Moscoviter einen sehr grossen Schatz den das Stifft / und der Adel / von Revel dahin geflehnet / alda bekommen: den Bischoff hat Er mit sich in die Moscau geführt / daselbst Er gestorben. An. 1571. versuchten der Ritmeister Reinhold von Rosen / Johann Taube und Elert Krause (2. Teutschen / so grosse Gnade / und Wolthaten / vm Moscoviter empfangen / und Ihme daher hoch obligirt waren / auch sich gegen demselben zum höchsten verschriben hatt /) diese Stadt an Hertzog Magnussen zu Holstein zubringen; darüber aber der von Rosen erschlagen / zerhacket / zermetzet; die andern beede aber / so zum König in Polen entronnen / daselbst in den Herrnstand gesetzt / und reichlich versorgt worden seynd: hergegen die Reussen wider die arme unschuldige Burger alhie zu Derpt / auch ihre Weiber / Kinder / und gantzes Haußgesind / 3. gantzer Tage / greuliche Tyranney deßwegen verübt. Sie haben auch der armen Schülerlein / Knäblein und Mägdlein / da sie in ihrer Ordnung auß der Schulen / nach der Kirchen gangen / nicht verschont / sondern alle unmenschlicher Weise hingerichtet / erschlagen / und ermordet: unter dessen gedachter Hertzog Magnus zu Overpalen war. Nic. Helduad. schreibet zwar in seiner Sylva Chronol. Circuli Balr. daß An. 1578 die Schweden Derpt abgebrant / und alles / was Sie gefunden / erwürgt hätten: Aber andere sagen / daß von obgemelter Zeit an / diese Stadt in der Reussen / oder Moscoviter Gewalt / biß auffs Jahr 1582. gebliben / in welchem der Fride / zwischen König Steffan auß Polen / und dem Großfürsten in der Moscau / Iwan Waßilowitz / gemacht / und diese Stadt / sampt andern Orthen in Liffland / so die Reussen innen hatten den Polen gäntzlich überlassen worden; hierauff auch besagter König den Römisch-Catholischen alhie eine Kirche eingegeben / und zu Anfang deß 83. Jahrs / einen neuen Rath / auß der Teutschen Burgerschafft / namlich 4. Burgermeister / und 13. Rathsherren / zuwehlen erlaubt habe; dieweil bey der Reussischen Regierung alles war geändert worden. Anno 1601. habe König Carl auß Schweden / wie Werdenh. de Rebusp. Hans. dieses Jahr setzet / Derpt eingenommen: Andere aber melden / der Schwed. Feldherr / Iacobus de la Gardie, habe A. 1625. diesen Orth erobert / und an die Cron Schweden gebracht / dabey Er auch / vermög deß A. 1635. auf 26. Jahr lang gemachten Anstands / von den Polen / biß dahin gelassen worden. Müste daher folgen / daß diese Stadt entzwischen wider wäre verlohren / und dann in gedachten 25. Jahr abermal von den Schwed. überkommen worden.

Was das geweste Bisthum alhie anbelangt / so ist oben im Eingang dieses Büchleins gemeldet worden / daß der Erste Bischoff Hermannus solches von Vggenussa hieher gelegt / und diese Stadt zubauen angefangen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_500.png&oldid=- (Version vom 18.5.2023)