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der König auß Schweden Putzke. Es ist aber hernach diese Stadt Anno 27. den 11. April / in der andern Belagerung (dann in der ersten die Polen Schaden gelitten) / als die Schweden Mangel an Proviandt hatten / mit Accord wieder an Polen kommen; alda / von selbiger Cron / ein Hauptmann gehalten werden solle. Dann Anno 1544. die Dantzger / auff deß Königs in Polen Schreiben / dem Herrn Koska / so diesen Orth von den Dantzgern außzulösen begehrt / Pautzge eingeraumt haben.


Pillau /

Ein / wegen deß Preussischen Ports / oder Meerhafens / weitberühmter Orth / dahin man / von Königsperg / auff dem Pregell 7. Meilen fahren thut. Die aber zu Lande dahin reisen / die kommen / auff ein Meil Wegs von der Stadt Königsperg / in einem grossen dicken Tannenwald / und in diesem 3. Meil biß nach Forckheim / und ferners ein Meil biß auff Fischhausen; Von dar ins Dorff Lochstedt / so ein Schloß hat / (von welchem in deß Hennenbergers Erklärung fol. 264. zu lesen) / ein Meil / und endlich noch ein gute Meil ins Dorff Pillau fast immer durch Holtz. Es wohnen meistentheils Fischer alhie / und wird da eine grosse Anzahl Stör gefangen. Nächst am Dorff ist ein runder Berg / mit Holtz bewachsen / auf welchem der Pfund- oder Zollschreiber / in einem feingebauten Hause / wohnet; darfür ein grüner Platz / da man den gantzen Port / item über den Molo, und die Schantze hinauß / auff das hohe Meer sehen kan / und alda sich alle ankommende Schiff / bey dem gedachten Pfund-Schreiber angeben müssen. Es ist ein überauß herrliche Lust diß Orths / also / daß solcher daher / und auch / wegen allerley guter Schnabelweide / das Paradeis in Preussen genandt wird. Besagter Molo ist ein hoch Stuck sandicht Land / etwa hundert Schritt breit / so sich / wie ein Arm / ins Meer hinein strecket. Vornen auff der Spitzen ist eine Schantz / oder Blochhauß / so mit Soldaten besetzt / dahin niemand gehen darff / ausser / wer mit Gewalt solches waget / als wie der König Gustavus Adolphus auß Schweden / Anno 1626. solches gethan / und diese Vestung eingenommen hat. Und da solche auff dem auffgeworffenen Sande / zwischen dem Meerhafen / und recht offenen See / mit vier Eckpasteyen / wie in einer geschriebnen Reiß-Verzeichnuß stehet / vor diesem erbauet gewesen / so ist dieselbe / als man geschrieben / seithero mehrers fortificirt worden. Gegen über ist die Frische Nerung. Alle Schiff / so nach Königsperg wollen / müssen nächst an diesem Blochhauß hinfahren. Und dieser Meerhafen / oder Port / gehört dem Herrn Churfürsten von Brandenburg / als Hertzogen in Preussen / der ihme Jährlich ein grosses ertragen solle. In dieser gantzen Gegend / am Ufer hinab / auff etliche Meil / wird der Born- oder Agtstein in grosser Anzahl geschöpfft / und von den Bauren / in die verordnete Bornstein-Cammer (darunter auch eine zu besagtem Lochstädt ist) geliefert. Und bekommen sie / vor jede Thonnen-Bornstein / ein Tonne Saltz. Anderthalb Meil von Pillau ist ein Orth / die Grecke genandt / daselbst wird der meiste geschöpfft / in einem Nordsturm / so drey Tag wehret / und bey 10. 15. auch 20. Tonnen. Man gibt gute Achtung darauff / daß nichts hinweg komme; und seynd deßwegen längs am Ufer etliche Galgen auffgericht. Man sagt / daß der Hertzog in Preussen seinen gantzen Hof von dem Bornstein erhalte / der manche Jahr bey zwölff tausend Gulden ertragen solle. Die Tonne gilt 100. auch 150. fl. darnach die Sorten seynd. Dann er von viererley Arten ist darunder der weisse der allerbeste / und theuerste / und selten gefunden wird. Man trifft ihn auch / von hier auß / biß nach Dantzig / item / biß gen der Memel an; wie auch an dem Pommerischen Gestade / aber wenig / und gar einzelich; daher auch daselbst kein sonderlicher Fleiß darauf gewendet wird. Ist also umb Pillau herumb der rechte Orth darzu. Wann ein Nordsturm kompt / so lauffen die Bauren / die in den nächsten Dörffern wohnen / nach dem Ufer / haben Hamen / wie Fischhamen / welche sie Grittel nennen / mit solchen lauffen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_463.png&oldid=- (Version vom 10.5.2023)