Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 411.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

(wie auch an etlichen Oertern in Liffland). Derselben Spraach waren etliche Lateinische Wörter untermenget. Von dieser Völcker Ankunfft hat niemand glaublichers an Tag geben / als D. Peucerus, der hälts darfür / daß dieselben Völcker auß der Walachey in diese Mitternächtige Länder (so dazumal die Sclaven verlassen / die sich in Teutschland / und Polen / gesetzt) kommen / und daß sie / vorzeiten / von den Griechischen Käysern / die Sclaven von den Constantinopolitanischen Reich abzutreiben / auß Welschland in die Walachey geschickt; nachmals aber ihr Vatterland / die Walachey / als sie durch die Sclaven übermenget / wieder verlassen haben. Und obwoln die Nachkommen dieser auß Italia herkommender Preussischen Völcker / unter den Barbarischen Völckeren / auch rohe / und wild (wie man spricht) worden seyn / dannoch seynd etlich der Alten Wahlen Gebräuche / nämblich das tägliche baden / item die Begräbnis-Ceremonien / daß man die Cörper verbrendt / bey den Reussen verblieben. Und dieses sagt Cureus, so aber andern / zu mehrerm Nachdencken / überlassen wird. Zwar es noch in Preussen / gegen Lithauen / und Lifland / etliche Barbarische Leuthe giebet / die man von den alten Inwohnern / den Teutschen Scyris herführen will / welche ein Theil der Esthen / oder Aestiorum, so sich noch vor deß Julii Caesaris Kriegen in Gallia, vom Rhein hieher begeben / und neben die vorige Inwohner gesetzt. Sie haben ihr eigne Spraach / so man die Kregelische nennet. Sihe von der alten Preussen Religion / und wunderlichen Gebräuchen / deren Theils sich noch zu deß Georgii Sabini Zeiten bedient / den Joh. Isaac. Pontanum, in Chorographica Regni Daniae, Tractusque ejus universi borealis descriptione, fol. 809. seq. Siehe auch / was von den gedachten Scyris, in oberwendtem Itinerario Germaniae, und wie sie guten Theils / von den Wenden / auß Preussen vertrieben worden / in Beschreibung deß Liflands. Heutigs Tags seynd die fürnehmsten Einwohner deß Landes Preussen / Teutsche / und Polen / und seynd beede Spraachen da in Ubung / wiewol der Teutschen mehr / als Polen seynd; welche Teutsche mit den Teutschen Ritters-Orden anfänglich / und auch folgends nach und nach ins Land kommen seynd / und die alte Preussische Inwohner bekriegen / und guten Theils verdilgen helffen. Vorgedachter Micraelius, nach dem er im 2. Buch / am 273. und folgenden Blättern / den Ursprung deß gemeldten Teutschen Ordens erzehlet / sagt er ferners also: Ob aber dieser Orden wol im gelobten Lande gestifftet ward / so hat er dennoch sich bald weiter außgebreitet / und dazu erste nur etwa 40. oder 35. Brüder drinnen waren / ist die Zahl bald so groß geworden / daß über 2. tausend ihrer gezehlet wurden / derer ein jeglicher etliche Knechte unter sich hatte / daß sie also ein groß Heer auffbringen konten. Der Oberste unter ihnen war der Hochmeister genandt / und hatte erstlich seinen Sitz zu Acon / oder Ptolomais. Nachmals / als die Saracenen / im heiligen Land / den Christen zu starck wurden / setzete er sich zu Venedig in Italien / und sandte / von dannen / die Land-Meistere / mit den Brüdern / auß / wohin es die Noth erforderte. Eben nun / da der vierdte Hochmeister / Hermann von Saltza / auß dem Heiligen Land nach Venedig rückete / ward er von Conrad / einem Hertzogen in der Masow / erfordert / und gebetten / ihme / wider die unglaubige Preussen / Beystand zuleisten. Dann die Preussen waren umbs Jahr 1220. über hundert tausend auff / nahmen das Culmische Land ein / streiffeten darnach in die Masow / verwüsteten viel Städte / und Dörffer / trieben eine unsägliche Menge an Leuten / und Viehe / hinweg / und verbrandten wol über 250. Kirchen / und Clöster / also / daß Hertzog Conrad in der gantzen Masow / ausserhalb der Stadt Plotzko / fast nichts gantzes behalten hat / etc. muste er / von den Preussen / den Frieden gar theur kauffen. Derowegen untergab er den Rittern Teutsches Ordens / dafür / daß sie ihm wider die Preussen hülfflich seyn wolten / Dobezin / und das Culmische Land / so zwischen der Weissel / Mocker / und der Drebende (Hennenberger sagt / zwischen den Wasser Weissel / Dribwanz / und Ossa)/ liget / und schenckte es ihnen erblich / vergönnete ihnen auch / daß sie alles das jenige / was sie von den Preussen erobern könten / für ihr eigenes besitzen / und behalten solten. Diese Ordens-Brüder nun / haben innerhalb 56. Jahren / gantz Preussen unter sich gebracht / und ist endlich ihr Hochmeister an der Zahl der 17. auß Italia / in diß fette Land gekommen / und hat sich zu Marienburg /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_411.png&oldid=- (Version vom 29.4.2023)