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hernach nit können wieder in vorigen Stand kommen. Anno 1557. ist das Fürstliche Schloß alhie durch Fahrlosigkeit eines trunckenen Beckers / mehrentheils abgebrand. In diesem Feur sind wol 13. Personen / und darunder zwo Adeliche Jungfrauen / und zween Edelknaben umbkommen / und Hertzog Philippus ist mit seiner Gemahlin / und Jungen Herrschafft / selbst in grosser Gefahr gewesen. Hertzog Ernst Ludwig in Pommern / der Anno 1592. gestorben / hat auff dieses Schloß ein schön Wasser / daran es zuvor grossen Mangel hatte / fast über eine Meil Weges unter der Erden durch Röhren leiten lassen; ferners das Schloß an sich selbß / nach der Nordseiten / mit Verfertigung eines schönen Hauses / vollends / und gäntzlich außgebauet. An. 1628. kam der König von Dennemarck hieher / und liesse vor Wolgast den Zisenberg beschantzen; ingleichem ließ er auff dem Schloß daselbst fast alles / daran etwas möchte gelegen seyn / inventieren / und alles nebenst vielem grobem Geschütz / nacher Dennemarcken führen / und bemächtigte sich auch dabeneben anderer Oerter. Da aber entzwischen die Käyserl. sich beym Greiffswalde samleten / und nunmehr auff Wolgast über einen Morast zugiengen / und einen Paß / mit Hintertreibung der Dänischen / vnd Erlegung 400. Mann eroberen / da begab sich der König auß dem Felde in die Stadt / zündete dieselbe hinter sich an / setzte sich zu Schiffe / und segelte / nach dem er sich in den 9. Tag zu Wolgast befunden / davon. So bald das Wallensteinische Volck in die Stadt kam / löschete es zwar den Brand / aber plünderte dagegen die Burger / und eroberte auch endlich / durch einen Accord / das Schloß / und bemächtigte sich ingleichem der Insul Usedom wiederumb / die der König verlassen hatte. Anno 1630. eroberte der König auß Schweden die Vorstadt Wolgast mit Gewalt; und folgents beym angehenden Augusto auch das Schloß / welches die Käyserischen etliche Wochen gehalten hatten. Aber Anno 1637. bekamen die Käyserische Stadt / und Schloß wiederumb: so hernach Anno 38. umb den September / abermals in Schwedische Hand kommen.


Wollin / Julinum,

Diese Stadt liget sub latit. 53. 45. et longitud. 38. 45. an dem Orthe / da Julin ein mächtige Handels-Stadt in Pommern / vor diesem zu finden gewesen. Folgendes ist es ein geringe Stadt worden / die zur Folge / nach dem alten Anschlage / nur 6. Pferde / und 34. Mann Fußvolck auffbringen muste. Heutiges Tags aber ist es noch geringer worden / theils wegen des Brandes / so im 1628. Jahr entstanden / theils wegen deß Kriegswesens das sie rechtschaffen von beyden Parten getroffen hat. Es ist hie ein Fürstlich Ampt / und Schloß. Vorzeiten ist auch ein Jungfrauen Closter Anno 1288. gestifftet / bey dieser Stadt gewesen. Der Synodus, und Praepositur / bestehet von 11. Pfarren. Ist sonst ein Vatterland deß vornehmen Theologi Johannis Bugenhagii, der insgemein Pomeranus genant wird / und zu Wittenberg Professor, Pastor und Superintendens, biß ins Jahr 1558. gewesen ist. Von dem Geschlecht Bogdale oder S. Otten-Schläger alhie / ist Micraelius, in Beschreibung dieser Stadt / lib. 6. Pomer. pag. 608. zulesen. Es hält dieser Orth drey Märckte / als Montags nach Invocavit, auff Trinitatis, und auff S. Otten Tag. Was obgedachte Stadt Julinum anbelangt / so seynd theils der Meinung / daß / zum Zeiten Käysers Augusti / etliche Römer zu Schiff an die Wollinische Insul / die Saxo Grammaticus Ostroßna nennet / kommen / und die Säule alda / zu Ehren deß Käysers Julij / auffgerichtet haben. Zu welcher hernach ein Zulauff der Leute / und endlich ein mächtige Stadt daselbst erbauet worden. Es könne aber auch wol seyn / das die Teutschen selbsten / die entweder den Römern gedient / oder mit ihnen gekriegt / wegen deß K. Julij rühmlichen Thaten / dieser von Ihnen erbauten Stadt / den Nahmen Julin gegeben. Allgemach aber ist diese Stadt Wollin genant worden / und ist schon Witichindo,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_391.png&oldid=- (Version vom 18.5.2023)