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und Barnimo XI. auffs neu confirmirt ist. Was einer / Jankowsky genant / in einer alten Kisten für Verträg zwischen Polen / und dem Stolpischen District gemacht / gefunden / und er an den Polnischen Königlichen Hof geliefert; aber solche Anno 1647. von deß Königs anwesenden Senatorn / vermittelst eines Rathschlags / vernichtet worden seyn; davon mag man den Tom. 5. Theatri Europ. fol. 1301. a. lesen. Es ist Stolpe erstlich im Jahr 1395. hernach 1476. (lib. 3. p. 466. sagt Micraelius Anno 1484. und lib. 6. p. 516. schreibet er vom 1426. Jahr / so aber vielleicht im drucken versetzt seyn mag) auff Tiburtii Tag / gantz außgebrand / und nur ein Hauß / nebenst dem Closter / der Mühle / und S. Nicolai Kirche / gerettet worden. Und ehe die Häuser konten wieder erbauet / und die Gibel befestiget werden / hat ein starcker Wind dieselbe Mauren eingeworffen; daß also die Einwohner der Brandschäden halben / unvermögener geworden seyn. Und obwol noch etliche andere Feuersbrunsten entstanden / als im 1544. Jahr / da die Mittelstrasse; im 58. da die Wollweberstrasse; im 86. da die Mühlen / endlich im 1610. Jahr / da das Holstische Thor durch ein Feuer hat Schaden gelitten / so hätten dennoch die Einwohner sich nunmehr erholet / wo diese letzte Kriegs-invasion sie nicht fast gar öde / und lär gemacht hätte. Der Kauffhandel / der alda vor deme gewesen / ist sehr nach Dantzig kommen. Sonsten ist der Boden sehr gut / und der Lachsfang daselbst auff dem Fluß sehr reich. Die Bürger seyn vor Zeiten an der Zahl bey 700. oder 800. Mann starck gewesen / an welcher Mannschafft sie doch einen zimblichen Stoß bekommen / da sie Anno 1589. über 900. und Anno 1630. über 800. der Ihrigen durch die Pest verlohren haben. Weil viel vom Adel in dieser Stadt wohnen / als hat sich die Burgerschafft beydes der Lehr / und Reuterey / beflissen. Dann es gibt der Orten nicht allein / wie auch überall fast in Pommeren / schöne Zucht-Rosse; sondern auch eine feinen Schule / darauß viel gelehrte Leute kommen seyn. Die Lehr deß Evangelii ist alhie von vielen Anno 1520. angenommen worden. Hat einen Probst / oder Praepositum, und ist die Praepositur alhie groß / und bestehet auff mehr als 30. Pfarren. In Landtagen ist diese Stadt erstlich im 1552. Jahr / über die Greiffenbergische / und die Treptowische / gesetzt worden / daß sie die dritte Session hat / weil sie allezeit gelehrte Leuthe geschicket. Es wird auch auß ihr einer von den dreyen Stättischen Land-Räthen erwöhlet. Umb sie her ist eine Landvogtey / so auf 114. Pferden der Ritterschaft zur Folge bestehet / eben wie die Stadt nach dem alten Anschlage der Folge de Anno 1523. muß 25. Pferde / und 100. Mann Fusvolck auffbringen. Es ist alhie ein ansehnlich Fürstlich Hauß / wol mit vier Gewölben über einander / und einer Schloß-Kirche zu S. Johann genant / versehen / welche neue Kirch Hertzog Johannis Friderici Wittib / Frau Erdmudis / Marggräfin von Brandeburg / ein Gottseelige Fürstin / angerichtet. Der letzte Hertzog in Pommern Bogislaus XIV. hat besagtes Hauß / oder Schloß / nebenst dem Ampt / seiner Frau Schwester / Frauen Annae / der Hertzogin zu Croja / und Areschot / eingeraumet. Es hält die Stadt Marckt Montags nach Invocavit, auff Petri und Pauli / und Sontags nach Simon Judae / und ist in eine länglichte Ründe gebauet / und hat vier Thöre / nach den vier Theilen der Welt / als das Schmiede-Thor gegen Morgen / das Neue-Thor gegen Abend / das Holsten-Thor gegen Norden / und das Mühlen-Thor gegen Mittag / daran das Fürstliche Schloß liget. Und dieses sagt offtgedachter Micraelius, der auch von der Bildstürmerey / und den Auffruhren alhie vorgangen / zulesen ist. Besihe von dieser Hansee-Stadt ingleichem Johan. Angelium à Werdenhagen part. 3. de Reb. Hans. c. 23. p. 316. seq. Es ist auch ein vornehmes Closter dieses Nahmens in Pommern / an der Peene / vorhin Benedictiner Ordens / vom Hertzog Ratibor / so Anno 1151. gestorben / gestifftet / bey welchem Anno 1637. die Käyserischen Paß über die Peene suchten / darüber dann die schöne Gebäude daselbst in den Brand gesetzet seyn / wie Micraelius lib. 5. pag. 363. berichtet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_334.png&oldid=- (Version vom 23.4.2023)