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Anno 1632. vorhero / ist der Burgermeister Peter Grüning alda gestorben / und hat der Stadt stattliche Legata, und unter anderen 20. tausend Gulden / zu An- und Aufrichtung eines Collegii, für die studierende Jugend / in seinem Testament verordnet. Es hat diese Stadt allerley Unfäll gehabt; deren wir allein etliche erzehlen wollen: Als / daß nach Hertzogs Barnimi I. in Pommern Tode / Marggraff Albrecht von Brandeburg / wegen etlicher Strittigkeiten der Gräntze halber / das Land / und Stadt Bernestein / wie auch dieses Stargard / Stadt und Schloß eroberte; und darauff in Anno 1280. die Pommerische Fürsten Stadt und Schloß Stargard mit stürmender Hand gewunnen / Bernestein aber durch Unterhandlung in der Güte wieder bekamen. Anno 1540. ist durch Versäumnisse / und Unvorsichtigkeit etlicher Kinder im Hause / ein Feuer angegangen / davon über hundert Zimmer abgebrant seyn. Kaum war solches gestillet / da hat sich in der Nacht / in der Radestrasse / auch ein Feuer mercken lassen / ist aber bald / weil die Burger wach gewesen / gelöschet / und eine Magd / die es liederlicher Ursachen halben geleget / weil nemblich ihre Frau ihr kein Tuch / da sie sich gewaschen hatte / sich zu trücknen gegeben / darüber nebenst anderen / die den abgebranten Leuthen / das ihrige / so sie gerettet abgenommen / zur Straffe gezogen. Im Jahr 1580. hat eine Magd / aus Unvorsichtigkeit in ihres Herren Hause / der mit Büchsenpulver / Salpeter / und Thran gehandelt / ein Funcken Feuer / aus einem Kienblase / in eine ungepackte Tonne Pulver fallen lassen / darüber 24. Personen erschlagen / 8. tödtlich verwundet / und etliche Häuser an einander in den Grund geschlagen / andere sehr zerquetschet worden. Vier Jahr hernach hat / im Pfingsten / das Wetter die Stadt angezündet / daß sie 3. Tage gebrant / und fast 500. Häuser / und also den halben Theil verlohren hat. Dieses Feuer hat 4. Wochen zuvor auff seinem Todtbethe Antonius Remelding der ältiste Prediger / angekündet. Dann er einen Mann / hinter deme ein Feuer aufgangen / gesehen / und noch dabeneben etliche unnatürliche Schrifften an der Wand / mit einer herfügehenden Hand verzeichnet / gelesen / daraus er das vorstehende Unglück hat abnehmen können. Anno 1625. seynd alhie bey 6. tausend / und darunter der Pfarrer in der S. Johannskirch / der Archidiaconus zu S. Marien / und M. Heidenrich Kirchhoff / Prediger zum H. Geist / und S. Gertrud / an der Peste gestorben. Besagter Heidenrich hat / kurtz vor seinem Ende / einen glaubwürdigen Mann zu sich erfordern lassen / und demselben angezeigt / wie ers nicht unterlassen könne / was ihme geoffenbahret wäre / zu vermelden / daß namblich ein groß Elend und Jammer / den man mit Menschenzungen nicht aussprechen könne / über Stargard / durch Soldaten / durch Feuer / und anders mehr / verhenget wäre. Darauff / als in Pommern das Käyserische Kriegsvolck einquartiret wurde / sie im Jahr 1627. 8. Cornethe bekame / die sich alsfort der Stücken / oder Geschütz der Stadt / bemächtigten / und die Stadt nach ihrem Belieben besetzten. Und als ein Cornet einen Zanck mit einem Burger anrichtete / und drüber in einem Tumult von den Nachbauren erschlagen ward / so wurden der Stadt die Schlüssel zun Thoren genommen / und die Burger in 10. tausend Reichsthaler verdammet. Anno 28. wurden sie auch difarmiret, und musten zu neuen Schantzen die bequemlichste Plätze / in und umb der Stadt / hergeben / und die ihrige schantzen lassen. Wie es aber bey solcher Einquartirung alhie / die Zeit über hergangen / davon ist insonderheit Daniel Ruel / Kirchendiener daselbst in S. Johann Baptistae / und Augustini Kirchen / in der Vorrede der Stargardischen Unschuld / und hertzlichen Quartier klage / Anno 34. in 4. zu Stetin gedruckt / zu lesen / darinn man grausame Thaten finden wird. Anno 1630. nahm ihme der König aus Schweden / als er Stetin zu seinem Willen erlangt hatte / vor / diese 5. Meilen von dannen gelegene Stadt Stargard zu erobern / in welcher die Käyserischen auff S. Johannis Kirchhoff eine Schantze auffgeworffen / auch auf den Glockthurn eine Feste gelegt; und eine grosse Schantz ausser der Stadt / und darauff bey 400. Mann hatten. Aber die Königischen kamen über den Wall bey der Ihna / nahe am Werder für der Stadt / durch eine in Eyl eröffnete / aber von der Käyserlichen

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_311.png&oldid=- (Version vom 18.5.2023)