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Prizwalck / Prizvvalcum,

Ein Chur-Brandeburgische / in der Prignitz / zwischen Witstock / und Perleberg / gelegne Stadt / welche auß dem Dorff Pritzforick / zu einer Stadt gemacht / im Jahr 1104. mit Mauren zu umbgeben angefangen / und ihr der Nahme Pritzwalck geben worden ist. Siehe gedachten Werdenhagen p. 365.


Pyritz /

Ist eine gar alte Pommerische Stadt / im feisten köstlichen Weytzacker / sub latitud. 53. 11. et longitud. 39. 15. an den Gräntzen der Neuen Marck Brandenburg gelegen. M. Petrus Chelopaeus machet sich die Gedancken / daß dieser Nahme von πυρὸς, welches so viel als Weitzen heisset / herkomme / und saget dabeneben / daß die Pyritzischen gutthätige Leute seyen / und keinen Frembden ohne Essen und Trincken von sich lassen. Aber nun habens die gute Leute in dieser elenden Zeit selbst nicht / und müssen der Soldaten Gnade leben; erinnert Micraelius lib. 6. Pomer. p. 602. von seiner Zeit. Er Chelopaeus rühmet sie auch / wegen sonderer Liebe zur Music / weil sie fast keine Gastereyen / die doch bey ihnen in grosser Menge (vor diesem nemblich) gehalten werden / ohne einstimmende Music ablauffen lassen. Der von Eickstett saget / es wohne daselbst zimblich gut Volck / und theils gute Wollenweber. Nunmehr aber schiffen die Pommern ihre Wolle in frembde Länder / und kauffen dagegen das Tuch zum theuresten wider ein / mit was Profit / kan ein jeder leicht gedencken. Die Zunfft der Tuchmacher / die vorzeiten in allen Städten die grösseste fast gewesen / hat dermassen jetzund abgenommen / daß an vielen Orthen kein einiger Meister dieses Handwercks gefunden wird. In Stetin sind 2. gantze Gassen / die man von denen / so drinnen wohneten / die grosse und kleine Wollenweber / oder Tuchmacher Strasse genannt. Jetzund halt ich / sind kaum 2. mal 2. Tuchmacher in der gantzen grossen Stadt. Aber da mögen die Regenten zusehen; erinnert abermals besagter Micraelius p. 603. Wider auff Pyritz zu kommen / so hat dieselbe eine Pfarrkirche so groß in der Weite / als die Stetinische zu S. Jacob. Die Stadt-Schule ist in dem Closter der Grauen Mönche: und in der Vorstatt / die man sonst ins gemein die alte Stadt nennet / ist das Jungfrauen Closter von Barnimo I. gestifftet / da hernach das Fürstliche Burggericht / das die Alten haben ein Manngericht geheissen / (davon P. M. Wehnerus, in pract. 1. Observat. lit. M. p. 487. col. 1. voc. Mannrecht / zu lesen) hingeleget ist. Zur Praepositur dieses Orthes gehören 15. Pfarren / und die Stadt muß zur Folge / nach dem alten Anschlage 20. Pferde / und 80. Mann zu Fusse / ins Feld führen. Hält viel Marcktäge / als Montags nach Invocavit, Laetare, Palmarum, Bartholomaei, und Marien Geburt. Auß dieser Stadt sind die beyde vornehme Juristen / Joachimus, und Matthias Stephani, beyder Rechten Doctores, wie auch M. Casparus Brülovius, Professor zu Straßburg / und Erasmus Holtzschüder / Medicus, und Professor zu Greiffswald bürtig / und gedachter M. Petrus Chelopaeus, der ein Pommerische Chronic kürtzlich gefasset / Pfarrer gewesen. Es hat diese Stadt dieses merckliche Glück gehabt / daß sie die erste ist in Pommern gewesen / so sich beydes vom Heidenthumb zum Christlichen Glauben / und vom Bapstumb zum Evangelio gewendet hat; saget abermals offterwehnter Micraelius p. 604. und sollen / als S. Otto / der Bischoff von Bamberg / Anno 1124. hieher kommen / auf seine gethane Predig / die er auf einem breiten Platze für dem Schloß gehalten / sich bey 7. tausend Seelen haben tauffen lassen. Es verschweiget aber besagter Micraelius auch das Unglück nicht / so diese Stadt betroffen; als / daß Hertzog Bogislaus X. alhie vom Churfürst Alberto zu Brandeburg belägert worden / lib. 3. p. 456. Item / wie gantz kläglich / und zugleich

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_268.png&oldid=- (Version vom 30.4.2023)