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und Bilder geraumet worden seyn; wie davon / und dem Tumult / der darüber entstanden / unter andern / auch Nicol. Helduaderus part. 2. Sylvae Chronol. p. 292. seq. zu lesen) und die zu S. Peter. Von Weltlichen gebäuen / ist insonderheit zu Cöln das Churfürstliche Schloß / und Residentz / an dem Wasser / zimlich Regalisch / und weitläufftig mit 2. Höfen erbauet / zusehen. In dem Neuenbau ist die Stallung / in welcher / vor dem nächsten Teutschen Krieg / viel schöne Pferde; in den Rüstkammern / viel Küraß / oder Küris / auf Roß und Mann / auch zum Scharffrennen; viel inventionen, und Schlitten / mit welchen man biß für die Losamenter hinauff fahren können; In der Schloß-Kirchen viel Gemählde von Lucas Kranach / und andern Mahlern gemahlet / die zuvor in der gedachten Domkirchen gewesen / zusehen waren; die neben andern Sachen / sonderlich der Schatz / als ein gantz guldener Altar / die zwölff Apostel Lebens-Grösse / von getribenem Silber; Bischöffshüte / Stolen / Stäbe / etc. alles mit Perlen versetzt / sonder Zweifel / beyzeiten / von dannen / in die beyde Churfürstliche Vestungen Cüstrin / und Spandau / geflehnet worden seyn werden. Man solle nirgends so viel Gemälde von gedachtem Lucas Kranach / als alhie / beysammen gefunden haben / so eines grossen Schatzes wehrt. Auff dem Thurn / an der Schloß-Kirche hängt ein grosse Glock / davon theils sagen / sie sey so groß / als die Erffurtische / und etwas höher: aber man muß sie tretten. In der Kirchen drinnen ist Churfürst Johansen / und seines Sohns Joachimi I. monument von Messing / in Churfürstlichem Habit / zusehen. So ligen auch da Churfürst Hans Georg / und Churfürst Joachim Friderich. Im innern Schloßhof ist ein schöner / grosser / und künstlich durchbrochener / und außgehauener Schnecken / von Quaderstucken / oben mit einer Altanen / unten mit einem Stüblein: und kan man durch verborgene Gäng und Thüren auß- und einreiten. Das alte Gebäu ist 3. Gaden / das Neue 4. Gaden hoch / hat ungefähr 40. Stuben / und Cammern. Unten herumb seynd meistentheils Hoffstuben. Unter dem grossen Thor wohnen die Wächter / und Hauß-Vögt; darneben ist ein Gewölb / in welchem obgedachter Schatz auffbehalten worden: Item die Cantzley / und Cammer zu den Archivis, oder Original: und Geheimen / auch sonderbaren Schrifften. Denen folget die Rentey. Unter dem grossen Saal sind zwo grosse Hoffstuben / auff der andern Seiten daran die Silberkammer. Dann die Capell. Zwischen der Küchen der grosse Wendelstein / da man biß in andere Gaden reiten kan. Durch den grossen Schnecken / oder Wendel / kommet man auff den grossen Saal / der so lang und breit / als das Schloß auff derselben Seiten ist / auff Art deß Saals zu Padua / und deß Lustshauß zu Stutgart / alles am Dachstul hangend. In deß Herrn Churfürsten Losamentern hiengen Käyser- König- Chur- und Fürstliche Conterfethe / vor dem besagten Krieg / alle Lebens-Grösse. Die Deckin ist gemahlet mit Emblematibus oder Sinne-Bilden; andere Losamenter von Historien / und Tugenden / in denen hin und wieder hüpsche Taflen von besagtem Luca Kranach / auch geconterfehte Bergwerck / Pferd / Hirschen / wilde Schwein / und dergleichen vorhin zu sehen waren / und villeicht theils noch. Das Neu Gebäu über dem Thor / alda auch die Rathstuben / hat fünff Tabular über einander / mit sehr schönen Gemachen / für fremde Herrschafften. Die Schloß-Apothecken ist auch zu sehen / in welcher drey Zimmer voll Büchsen / Flaschen / und Gläser / mit allerley köstlichen Sachen / gar in schöner Ordnung / mit hüpschen Laboratoriis, guten Kellern / und Springwassern / vor diesem vorhanden gewesen. Und dieses Schloß hat Churfürst Joachimus der Ander mit grossem Unkosten auffgeführt: darin man die Churfürsten von Brandeburg biß an die Brust außgehauen / und gemahlet / siehet. Hat keine Gräben herumb. Ausserhalb deß Schlosses ist der Garten / das Vorwerck / Wagenhauß / ein grosses neues Hauß / etlich hundert Schuch lang / weit / und breit; das Jägerhauß; das Ballhauß. Und wird der Orth / wo diese Sachen stehen / der Werder genandt. Es ist auch da ein schöne Wasserkunst / welche an die Altanen deß Schlosses stosset: Item ein eingefaster Platz zum Beerenhatz: und ein hübsche Rennbahn gegen der Stadt. Wir finden /

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Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_099.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)