Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 059.png

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wann die Fische im Frühling leichen / tretten sie auß dem Meer in das Haff / als in ein frisch Wasser / und leichen daselbst; deßgleichen tretten sie gegen dem Winter der Wärmbde halben / auch hinein / weil es zwischen Landes liget / und so rauhe / und ungestüm nicht ist / als das Meer. Man fanget auff dem Haff die Lampreten / Lachse / etc. auch zu Zeiten die Stöer. Die Häring lässet sich gar häuffig zu Greiffswald / Bart / Rügen / und Wollyn / und in Hinter-Pommern im Früling fangen. Auch werden Murenen in diesem Lande gefunden / zwar nicht in der Oder / noch im frischen Haff / sondern in etlichen Seen / deren zweyerley Art seyn / die kleinen / und grossen; darunter die letzten nirgends in gantzen Teutschland / als in der Maduje bey Colbatz / in den Wintermonden in zimlicher Menge gefangen / und grossen Theils auffgedörret / und verführet werden. Sonsten findet man noch viel andere Fische am Meerstrande / als den Seehund / Meerschweine / Seehanen / Hornfisch / Schwerdfisch / etc. Es hat Pommern viel Meerporten / und ein hohes Gestade / und hat nichts destoweniger grossen Schaden / durch deß Meeres überschwemmung gelitten: Auch wirfft das Meer an etlichen Orthen den Bern- oder Agtstein auß / eben wie in Preussen / obwol nicht in solcher Menge / drum mag ihn auch ein jeder am Strande samblen / und auffnehmen / wer nur will / welches in Preussen aber nicht vergönnet wird. Weiter ist diß Land mit den bequemsten Höltzungen versehen / und man findet nutzbare Heyden auff 4. und 5. Meil Wegs / als die Golnowische / und Uckermündische / der andern vielen Wälder zugeschweigen / deren sich das Land trefflich / theils zu Teerkohlen / und Glaßbrennen / theils zur täglichen Feurung / theils zu Schiff und Häuser bauen / dann auch zu allerley Jagten / so dem Adel / und den Städten / von den Fürsten / in ihrem Gebiet / nicht mißgönnet / oder gehemmet werden / zu gebrauchen weiß. Und es wird in diesem Lande geschlagen allerley Art Wildpret. Es finden sich auch da wilde Pferd / Elende / Biber / etc. Item in den Wäldern viel Honigs. Weydwerck ist auch häuffig in Pommern / und werden 22. Arten allein von wilden Enten da gezehlet. In der Insul gegen Wolgast / der Ruden geheissen / ist ein lustig Weydwerck mit den wilden Gänsen. Auch ist es eine schöne Lust / die Falcken zubeschlagen im Lande. Das Land an sich / ob es wol an etlichen Orthen sehr sandicht ist / und insonderheit / da es an die Heyden scheusset / mit Sande durch die Sturmwinde / zu grossem Schaden der Saat überwehet wird / als beym Damm / Golnow / Uckermünde / und andern Oerthern; oder da etwa Heyden gestanden sind / und hernach Land darauß geworden ist / als etwa an etlichen Oerthern in der Greiffenbergischen Landvogtey / so ist es doch ins gemein / und insonderheit in dem Weitzacker unnd Pyritz / zimlich feist / und gut / und kan Jährlich so viel eingeerndtet werden / daß nicht allein die Einwohner / an Rocken / Weitzen / Gersten / und Haber / davon ihre Notturfft haben / sondern auch in grosser Menge es verschiffen können etc. Da der Boden zum Kornbau nicht tüchtig ist / wird es zur Viehezucht behalten / die auch sehr gut ist. An Obst ist auch kein Mangel; und mag man allein zu Stetin 26. Arten Aepffel zehlen. Die Lufft ist so gut / daß die Gärten auch mit den außländischen schönesten zärtesten Blumen können gezieret werden. Wein wächst zwar im Lande nicht / ausser für Stetin / zu Frauendorf / und zu Gotteslohn / item bey dem Schlosse zu Penckun / auch was etwan von Reben in den Gärtern gepflantzet wird (wiewol die Inwohner / die viel vom Ackerbau halten / wenig auff den Weinwachs geben); wird aber mit Hauffen ins Land geführt. Und achtet manniger / wegen der guten Bier / die allenthalben seynd / und unter denen die Pasenelle / das Stetinische Bitterbier / die Greiffswalder Mumme / der Wollinische Buckhenger / das Barthische / Colbergische / etc. die berühmsten seynd / keines Weines. Es gibt auch Brunnen im gantzen Lande in grosser Anzahl. Man darff nicht tieff graben / so hat man bald ein wolschmeckend Wasser. Und ob es wol die Süssigkeit nicht hat / als das / so sich in Ober-Teutschland findet / so ist es doch auch nicht so gar rauh zutrincken. Die quellende Springbrunnen sind insonderheit gar anmuthig. Zu Colberg hat man schöne reiche Saltzbrunnen / darauß man das gantze Pommern / und benachbarte Oerther / mit Saltz wol versorgen könte / wann nur die Höltzunge zubrennen gnugsam hinzu geschaffet würde. Auch findet sich zu Greiffswald ein Saltzwasser / darauß man

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Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 059. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_059.png&oldid=- (Version vom 18.2.2023)