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anvertraut werden,“ sagte ich rasch. „Und meine liebe Frau von Glyzcinski wird mir hilfreich wie immer zur Seite stehen,“ ergänzte Frau Vanselow und streckte mir über den Tisch hinweg die Hand entgegen.

„Ich halte dies Vorgehen für unethisch,“ tönte Frau Schwabachs scharfe Stimme dazwischen. Erstaunt sah ich auf: „Das begreife, wer kann!“

„Unser liebes, heute leider fehlendes Fräulein Georgi hat die Mitteilungen bisher als Schriftführerin zu unser aller Zufriedenheit und – unentgeltlich –“ ein vielsagender Blick traf mich – „in selbstloser Hingabe an die Sache geleitet. Ich gebe meine Zustimmung nicht, wenn man sie beiseite schiebt!“

Empört fuhr ich auf: „Es handelt sich hier um die Sache und nicht um die Personen, um ein öffentliches Unternehmen und nicht um ein Vereinsblättchen! Jeder Fortschritt verletzt irgendwen, – und wenn Ihre Ethik im Gegensatz zum Fortschritt steht, so gebe ich sie preis und wähle diesen!“

Ich erhob mich rasch und überließ den Vorstand sich selber.

Vier Wochen später erschien die erste Nummer der „Frauenfrage“ unter Frau Vanselows und meiner Redaktion. Georg eröffnete sie mit einem Artikel für das Frauenstimmrecht. Etwa zu gleicher Zeit versandte Helma Kurz ein Zirkular an die deutschen Frauenvereine, durch das sie zur Gründung eines nationalen Frauenbundes aufforderte, der sich dem bereits bestehenden in Amerika ins Leben gerufenen internationalen Verbande anschließen sollte.

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 630. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/632&oldid=- (Version vom 31.7.2018)