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Oder fehlte es unserer Sache nur an den richtigen Menschen? Unsere Zeitschrift und unser Haus wurden allmählich der Mittelpunkt, um den sich scharte, was unseres Geistes war. „Eine gefährliche Nebenregierung!“ hatte Dr. Jacob mir einmal mit sauersüßem Lächeln gesagt, – derselbe Dr. Jacob, der, wie mir dienstfertige Freunde berichteten, jedem anvertraute, daß Fräulein von Kleve den Professor von Glyzcinski nur geheiratet hätte, um eine Rolle zu spielen.

Selten nur waren wir nachmittags an unserem Teetisch allein. Georgs Beziehungen zu den Gelehrten des Auslands zogen uns Gäste aus aller Herren Ländern zu; Amerikaner und Engländer fehlten nie; aber auch Russen, Rumänen und Japaner fanden sich ein: Studenten und Studentinnen, die heißhungrig in wenigen Monden Deutschlands ganze Kultur in sich aufzunehmen verlangten, Professoren, die dem alten Witzblattypus in nichts mehr glichen, für die das Leben Wissenschaft und die Wissenschaft Leben war.

Ein geistvoller Kopf, mit den Spuren mancher Säbelmensur auf den Zügen, tauchte häufig zwischen ihnen auf: der des Sozialdemokraten Schönlank. Niemand verstand wie er, die Ideen der Partei darzustellen und zu verteidigen, und stets umgab ihn eine aufmerksame Zuhörerschaft. Auch Egidy kam, und Martha Bartels und ihr Vater. Eines Tages brachte sie sogar den lahmen Reinhard mit, den Professor Tondern, unser sozialpolitisch am meisten links stehendes Vorstandsmitglied, sofort mit Beschlag belegte, um mit der Gewerkschaftsbewegung Fühlung zu gewinnen. Auch der Leiter der Neuen Freien Volksbühne war ein häufiger

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 605. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/607&oldid=- (Version vom 31.7.2018)