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auf den Tisch zu stützen. Den Kopf weit vorgestreckt, die Augen stier auf mich gerichtet, fuhr er mich an:

„Du läufst mir nicht wieder davon, – und wenn ich dich mit Gewalt festhalten müßte! Und deinen sauberen Galan –“ er lachte grell auf – „ein Kerl, der nicht einmal ein Mann ist, – niederschießen tu ich ihn, wie einen tollen Hund – –.“ Mit einem unartikulierten Laut fiel er in den Stuhl zurück. Ich lief nach Wasser, – benetzte ihm die Lippen, – rieb ihm die Stirn, – es war ja ein Kranker, den ich vor mir hatte! Aber kaum war er zu sich gekommen, stieß er mich auch schon von sich.

Mama, Ilse und der Diener brachten ihn zu Bett. Fast die ganze Nacht saß ich horchend vor seiner Schlafzimmertür. Wie eine Mörderin kam ich mir vor. Als der Morgen graute, schrieb ich ein paar Zeilen an Glyzcinski, und kaum daß der graue Novembertag mit schwerfällig-langsamen Schritten durch die Straßen geschlichen kam, hörte ich den Vater schon wieder in seinem Zimmer auf und nieder gehen. Er rief nach mir, – die Angst schnürte mir die Kehle zu, aber ich folgte. Wie entsetzlich sah er aus! In einer einzigen Nacht, – wie furchtbar gealtert!

„Fürchte dich nicht, – ich tue dir nichts –“ sagte er und verzog den Mund mit den gesprungenen Lippen zu einer Grimasse, die ein Lächeln sein sollte. „Ich will nur mit dir reden, will dir klar machen – was du nicht weißt – nicht wissen kannst, und was der Professor –“ es war ihm offenbar unmöglich, den verhaßten Namen zu nennen – „vielleicht auch nicht

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/580&oldid=- (Version vom 31.7.2018)