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niemanden, mit dem ich mich auszusprechen vermöchte, und Sie haben mich so sehr verwöhnt!

Meine Eltern sind seit gestern hier; vergebens bat ich sie, nach Berlin zurückkehren zu dürfen. Allein in unserer Wohnung zu sein, halten sie für unpassend, und zu Egidys zu gehen, die mich in freundlichster Weise einluden, ist ihnen auch bedenklich! Bin ich notwendig, so komme ich ohne ihre Erlaubnis.

Mit herzlichsten Grüßen 

Ihre dankbar ergebene 

Alix von Kleve.“ 


„Berlin, den 1. Juli 1892 

 Mein liebes gnädiges Fräulein!

Wundern Sie sich nicht über meine rasche Antwort: jeden Tag häuft sich so viel an, was ich Ihnen sagen möchte, und Ihr Brief weckt überdies solch eine Menge Empfindungen und Gedanken, daß ich nicht anders kann, als schreiben, sobald ich Ihre Schrift vor mir sehe. Entschuldigen Sie nur meine häßlichen zitternden Krakelfüße, – ich bin nicht ganz auf dem Posten und muß ausgestreckt liegen.

Für die Annahme Ihrer Wahl danke ich Ihnen ganz persönlich: Sie werden unserer Sache von größtem Nutzen sein und – was mich besonders befriedigt! – das weibliche Geschlecht allein zu vertreten haben. Helma Kurz und Frau Schaper haben – infolge ‚starker Arbeitslast!‘ – ihre Ämter niedergelegt. Ich habe nun die Wahl von zwei Sozialdemokraten vorgeschlagen, so daß wir uns möglicherweise sehr verbessern werden. Sie werden dann auch Gelegenheit haben, sich mit diesen über Ihre Erweiterung

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 552. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/554&oldid=- (Version vom 31.7.2018)