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– der nichts zur Folge hat, als lähmende Bitterkeit –, statt nur den Haß gegen die Zustände, der Mut und Kampflust auslöst? Gerade der Sozialismus lehrt doch, daß die Menschen Ergebnisse der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind; man setzt sich also in Widerspruch zu den eigenen Grundprinzipien, wenn man den Haß gegen Personen verbreitet, die doch so werden mußten, wie sie wurden.

Damit komme ich noch mit einem Wort auf unseren alten Streitpunkt, die Junker betreffend, zurück. Sie erinnern mich daran und werden es vielleicht jetzt wieder tun, daß wir beide doch auch Junker wären und uns trotzdem, lediglich auf Grund unserer ethischen Einsicht, zum Sozialismus bekennen. Nun denn – lachen Sie mich nur ruhig aus, ich höre Sie so gerne lachen! –, ich bestreite Ihre Behauptung! Sind wir nicht von Jugend an Abhängige gewesen, – wir und unsere Eltern, – von unserem Brotgeber, dem Staat? Hätten meine Eltern sich frei bewegen können, ohne sich den Kopf an der Mauer einzurennen, die der Staat um sie gezogen hat? Können Sie es? Und diese Abhängigkeit – macht sie nicht den Proletarier? Ich aber, die ich ein Weib bin, gehöre von Rechts wegen noch tausendmal mehr als Sie zu der großen, dunkeln, darbenden Masse der Enterbten!

Mich hat diese Erkenntnis mit neuer Freudigkeit erfüllt und mit neuer Hoffnung; gilt doch dann dasselbe für unseresgleichen wie für das arme Fischerkind: es bedarf nur der Erweckung, und Tausende neuer Kämpfer gesellen sich brüderlich zu denen, die vorangingen! Wie viele gibt es, deren ganzes Wesen nach Befreiung und

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/552&oldid=- (Version vom 31.7.2018)