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Recht kann von ihnen verlangt werden, daß sie auf dem Wege wissenschaftlicher – das heißt in diesem Fall ethischer und sozialer – Einsicht zu denselben Überzeugungen kommen, die sich die Armen und Entrechteten nur durch die Erkenntnis ihrer ökonomischen Lage zu erwerben vermögen. Adel verpflichtet! Und sind wir nicht auch ‚Junker‘?!

Die letzte Sitzung unserer Kommission verlief ziemlich stürmisch, und mir kamen wieder arge Bedenken über deren Zusammensetzung. Die einen forderten in erregtester Weise, daß die Religion innerhalb der Ethischen Gesellschaft überhaupt nicht berührt werden dürfte, die anderen, Professor Seefried an der Spitze, erklärten das Hineinziehen der sozialen Frage für außerordentlich bedenklich, worauf ich mich zu der Erklärung gezwungen sah, daß eine Ethische Gesellschaft, die ihr aus dem Wege ginge, nicht wert sei, zu existieren. Die milde, versöhnliche Art unseres Vorsitzenden goß Öl auf die Wogen unserer Erregung, aber was er zu berichten hatte, wirkte wieder wie ein Sturm. Eine hiesige Zeitung wollte aus ‚bester Quelle‘ erfahren haben, die Haupttendenz unserer Gesellschaft sei eine antisozialistische; im Anschluß daran hielt Geheimrat Frommann eine höchst charakteristische kleine Rede, deren Hauptpunkte ich Ihnen nicht vorenthalten will. ‚Ich kann nur insoweit mit der Sozialdemokratie mitgehen, als ich die Verstaatlichung des Grund und Bodens für notwendig und durchführbar halte,‘ sagte er, wobei ich ihn mit dem Zitat ‚du wirst dich weiter noch entschließen müssen,‘ unterbrach. Die ‚irdische Zukunftspoesie‘ der Sozialdemokratie erklärte er für utopischer

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/546&oldid=- (Version vom 31.7.2018)