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sein.“ – „Daß er Gott verleugnet, hat er neulich mit zynischer Frivolität selbst zugestanden,“ fügte Mama mit hochrotem Gesicht hinzu.

„Wenn er es tat, so ist es weder zynisch noch frivol, sondern ein Beweis derselben tapferen Überzeugungstreue, die Ihr an Egidy zu rühmen pflegt,“ antwortete ich.

„Ein Atheist ist ein Verbrecher,“ stieß Mama aufgeregt hervor; dann schwiegen wir alle, in dem gemeinsamen Gefühl, auf der Straße keine Szene provozieren zu wollen.

Als am nächsten Tage der Herbst mit Sturm und Regen durch die Straßen fegte und die Bäume arm und kahl zurückließ, die eben noch im Glanz ihres bunten Kleides geprangt hatten, atmete Mama förmlich erleichtert auf: „Nun haben die Zoo-Nachmittage ein Ende!“

Ich aber nahm mein altes Glaubensbekenntnis und mein kleines schwarzes Buch und verließ das Haus zur gewöhnlichen Stunde.

Über den öden Wittenbergplatz führte mein Weg an einer Reihe von Neubauten vorbei, aus denen ein feuchter Kellergeruch mir entgegenströmte, der mich frösteln machte. Die Kleiststraße ging ich entlang, deren neue Häuser, wie lauter Parvenüs, sich durch überladenen Schmuck gegenseitig zu überbieten suchten, und bog dann in die stille dunkle Nettelbeckstraße ein. Schüchterne Sonnenstrahlen, die gerade die Wolken durchbrachen, trafen nur noch die Dächer der Häuser. In eins davon trat ich.

„Professor von Glyzcinski?“ Die Portierfrau musterte mich von oben bis unten. „Gartenhaus – parterre!“

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 510. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/512&oldid=- (Version vom 31.7.2018)