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was ich zu erreichen genötigt werden würde. Nicht meiner Überzeugung leben, mein geistiges Ich befreien sollte ich, sondern im Dienst der Familie meine Begabungen in blanke Münze umsetzen.

Aus bunten Lappen, Blumen und Bildern hatte ich mir einst im Zimmerwinkel einen heimlichen Tempel erbaut, der wertlos für mich wurde und entweiht durch den ersten fremden Blick, der hineinfiel, – und nun sollte ich meine Gedanken, den ganzen Inhalt meines Seelenheiligtums preisgeben, sollte für den Verkauf denken und träumen, wie man Spitzen klöppelt, um sie nach dem Meter an den Mann zu bringen?! Ich hatte gehofft, mit jenem kleinen schwarzen Büchlein einmal öffentlich wider die Lüge zu kämpfen, – aber nur um des Kampfes willen! In den Schmutz ziehen hieß es die ganze große Sache, wenn auch nur ein Gedanke an „Verdienen“ sich mit ihr verband. Nein – tief in den Koffer und noch tiefer in den Hintergrund meines Herzens mußte ich das schwarze Büchlein bannen, solange ich an „Verdienen“ denken mußte. Ob ich wohl auch, wie Frau v. W., Romane schreiben könnte? – Eine tiefe Ehrfurcht vor dem Schaffen der Dichter erfüllte mich von je her. Als höhere Wesen erschienen sie mir, Gott ähnlich, da sie Menschen schufen, wie er. Sie wurden geboren durch ein höheres Naturgesetz und nur durch ein solches zum Schaffen gezwungen. Ein Frevler am Heiligtum, wer sich zu ihnen erhob, um mit Phantasien und Versen zu schachern, – lieber Hemden nähen, oder Strümpfe stricken!

Flüchtig fiel mir meine Geschicklichkeit ein, Kleider zu machen und Hüte zu garnieren, – doch: ein Fräulein

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/440&oldid=- (Version vom 31.7.2018)