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und hoch oben die Burg mit Türmen und Zinnen, wie ein starker, trutzig gewappneter Schützer dieses stillen Friedens. Aber je näher ich kam, desto mehr verschob sich das Bild: breit und massig dehnte sich die Stadt unten am Ufer aus, als hätte sie sich mit Ellbogen und Fäusten Platz geschaffen; und verletzt von der Roheit des Eindringlings, der mit seinen schwarzen Fabrikschloten zu ihr hinauf drohte, zog sich die Burg hinter ihren dunklen Bäumen zurück.

Anna Limburg empfing mich am Bahnhof. Und ihr helles Lachen und Schwatzen begleitete unsere ganze Fahrt hinauf, so daß ich Muße hatte, die Augen wandern zu lassen. Die Stadt verschwand wieder in der Tiefe; je höher wir kamen, desto mehr wuchsen die Berge empor: dort der Kegel des Raffenbergs, der Weißenstein mit seinen zackigen Spitzen, das Felsentor der Hünenpforte, und fern am Horizont die blauen Höhen der Ruhr. O, wer doch immer hoch oben bleiben könnte, wohin kein Lärm und kein Ruß zu dringen vermag!

Durch den langen gewölbten Torweg ratterte der Wagen in den Burghof, den hohe Mauern, Türme und Wehrgänge umschlossen. „Ists nicht schön hier?“ lächelte Anna. „Aber mit meinem Fritz würd’ ich auch in einer Rumpelkammer glücklich sein,“ fügte sie rasch hinzu und flog ihrem Mann um den Hals, der eben auf uns zu trat.

Stille Tage folgten. Von der Galerie der Schloßmauer träumte ich stundenlang ins Land hinaus; auf der Terrasse unter den hohen, knospenden Linden saß ich, wo vier alte Geschütze an die Zeit erinnerten, da die Grafen von Limburg noch selbständig Kriege führen und Münzen prägen konnten; und zu Fuß, zu Wagen und

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/392&oldid=- (Version vom 31.7.2018)