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so hohl sind, daß sie immer empfangen können. Ich aber wollte schaffen!! – Wozu lebe ich denn überhaupt? Würde mich jemand vermissen, würde eine Lücke bleiben, wenn ich nicht wäre? Meine Eltern, meine Schwester, meine Freunde würden trauern. Wie lange? Ich bin ihnen doch allen fremd geblieben! Wer wird denn nur wahrhaft vermißt? Ein guter Vater, – eine treue, sorgende Mutter! –

Pfui, du hast geweint, – schnell, lache, setze die Maske auf, – wer zeigt denn heutzutage sein Gesicht? Es wären der Falten, der Tränen zu viele!

Verzeih – ich schrieb in Gedanken ein Romankapitel. Im nächsten Brief sollst Du hören, wie herrlich ich mich amüsiere!

Prost Neujahr! – Übrigens eine prachtvolle Phrase, mit der man sich um das ‚Glück‘ wünschen herumdrücken kann.

Deine Alix. 


Münster, 30. 1. 89 

 Liebe Mathilde!

Ein Karneval, der mich kaum zu Atem kommen läßt, ist die Ursache meines langen Schweigens. Ich will ihn durchtollen, bis zum bitteren Bodensatz genießen, weil es unweigerlich der letzte für mich ist. So oder so: ich verlasse den Schauplatz nicht, es sei denn auf der Höhe des Triumphs. Alle bösen Geister haben wieder von mir Besitz ergriffen und peitschen mich vorwärts auf der Rennbahn der Eitelkeit, angesichts heftiger Konkurrenz. Mit dem neuen Kommandierenden – dem einst allmächtigen und gefürchteten Chef des

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/382&oldid=- (Version vom 31.7.2018)